SCHWEIZ: Interview mit dem Pink Cross-Geschäftsleiter über die CVP-Initiative

SCHWEIZ: Interview mit dem Pink Cross-Geschäftsleiter über die CVP-Initiative
Die Abstimmung über die CVP-Initiative rückt immer näher und die ersten Umfrageergebnisse lassen für die Schwulen, Lesben und Transgender in der Schweiz nicht gerade erfreuliches erahnen. gay.ch hat aus diesem Grund dem Geschäftsleiter von Pink Cross ein paar Fragen gestellt, um zu erfahren, was die Community noch tun kann, um das Ruder rumzureissen...

Pink Cross setzt sich vehement gegen die CVP-Initiative ein, mit welcher die Ehe in der Schweizer Verfassung als Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau definiert werden soll. Dadurch würde die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare verunmöglicht. Am 28. Februar stimmt die Schweiz über die CVP-Initiative "Für Ehe und Familie - gegen die Heiratsstrafe" ab, und laut Umfragen sieht es derzeit nach einem Ja für die Initiative aus. Höchste Zeit also, damit die Community aktiv wird um das Resultat doch noch zu drehen...

gay.ch: Die neuesten Hochrechnungen führten ans Licht, dass wenn die Abstimmung heute stattgefunden hätte, 62 Prozent der Stimmberechtigten ein „Ja“ in die Urne gelegt hätten. Überrascht dich dieses deutliche Resultat?
Bastian Baumann: Die 62% basieren auf einer Umfrage von 20 Minuten, die kein Anspruch auf Repräsentativität hat. Doch zeigt die Umfrage deutlich, wie ein Teil der 20 Minuten Leser_innen denkt. Ich befürchte, dass viele Menschen auch bei Abstimmungen nur den Titel der Vorlage lesen und sich nicht genügend informieren. Darum versuchen wir mit unseren bescheidenen finanziellen Mitteln so gut wie möglich aufzuklären und die Mogelpackung der CVP zu enttarnen.

Die Tatsache, dass es um steuerliche Einsparungen für Ehepaare geht, macht die Sache doch noch viel schwieriger, weil Geld in einer Ehe, bzw. Familie, immer eine zentrale und wichtige Rolle spielt. Wieso hat es keiner geschafft, dass die zwei Sachen getrennt werden, also zum Beispiel mit einem Gegenvorschlag?
Als erstes ist das der CVP zu verdanken, die diesen unsäglichen Satz in den Initiativtext genommen hat. Danach dem Ständerat, der leider einem Gegenvorschlag wohl aus steuerpolitischen Überlegungen ganz knapp nicht zugestimmt hat. Für mich ist der Gedanke unerträglich, dass solche Volksinitiativen überhaupt vors Volk kommen dürfen.

Was steht nun für euch an, um das Steuer noch auf die Nein-Seite umzulenken?
Die Menschen aufklären. So viele wissen nicht über den gesamten Inhalt der CVP-Ehe-Initiative Bescheid, das frustriert mich. Dazu braucht es aber noch mehr finanzielle Mittel.

Wie kann die LGBTI-Szene nun Hilfe leisten?
Spenden. Wegen der Gotthardröhre und der schlimmen Durchsetzungsinititiaven läuft die CVP-Ehe-Initiative zur Zeit praktisch unter dem Radar der Medien. Fehlende Medienaufmerksam bedeutet, wir müssen mehr finanzielle Mittel haben, um auf klassischem Weg der Werbung auf unser Anliegen aufmerksam zu machen. Jede Spende hilft uns. Nebst den Spenden rate ich jedem LGBT, sein_ihr Umfeld a) über den gefährlichen Inhalt aufzuklären und b) bitte auch wirklich an die Urne zu gehen. Wir haben 500'000 LGBT in die Schweiz, ich wünsche mir, dass jede_r auch wirklich abstimmen geht, auch, wenn sie_er vielleicht politisch sonst nicht interessiert ist.

Wenn die Initiative angenommen würde, was muss politisch geschehen, um die Sache wieder zu korrigieren und wie lange würde so etwas dauern?
Das ist heute nicht abzuschätzen. Die Konservativen werden das Abstimmungsresultat so auslegen, dass die Schweizer_innen keine Eheöffnung wollen. Genau diese Deutungshoheit wird man eben nicht haben, wenn drei unterschiedlichste Themen miteinander vermischt werden. Ich hoffe auf den parlamentarischen Weg der Ehe-Initiative der GLP und der damit verbundenen Volksabstimmung - explizit zur Eheöffnung.

Alle Informationen zur Kampagne gegen die CVP-Initiative, sowie übers Spenden findest Du unter der Webseite von www.gemeinsam-weiter.ch