SCHWEIZ: Starke Zunahme bei sexuell übertragbaren Infektionen

SCHWEIZ: Starke Zunahme bei sexuell übertragbaren Infektionen
Dass auch das asymptomatische Testen in der Community von grösster Wichtigkeit ist, belegen die neusten Zahlen des Bundesamts für Gesundheit. Bis auf Chlamydien verzeichnen sämtliche sexuell übertragbaren Infektionen (STI) innert Jahresfrist Zuwachsraten im zweistelligen Prozentbereich. Besonders betroffen sind nach wie vor MSM, wie die Aids-Hilfe Schweiz in einer Medienmitteilung schreibt.

Bei den Teststellen der Aids-Hilfe Schweiz haben sich innerhalb eines Jahres rund 11 Prozent aller Männer, die Sex mit Männern haben, kurz MSM, mindestens einmal auf HIV testen lassen. Es sind diese Angebote, welche mit den knappsten Ressourcen agieren und so dafür sorgen, dass diese Zahl stetig zunimmt. Würden die dringend nötigen, finanziellen Mittel für die Prävention erhöht, dann liesse sich dieser Wert weiter steigern, zeigt sich die Aids-Hilfe in ihrer Medienmitteilung überzeugt. Dies helfe dann nicht nur die Zahl der Neuinfektionen zu senken, sondern auch die daraus resultierenden Behandlungskosten würden damit mittelfristig reduziert.

Dass die Prävention und vor allem auch das regelmässige und asymptomatische Testen verstärkt werden muss, zeigen die nun veröffentlichten Zahlen des Bundesamts für Gesundheit. Gerade in den besonders betroffenen Gruppen wie den Männern, die Sex mit Männern haben, ist das Testen wichtiger denn je. So wurden alleine im Jahr 2022 insgesamt 371 HIV-Neuinfektionen gemeldet. Dies entspricht einer Zunahme von 14 Prozent innerhalb eines Jahres. Noch höher ist die Zunahme bei Gonorrhö (Tripper) und Syphilis innert Jahresfrist. So wurden mit 5’112 Neuinfektionen rund ein Viertel (+25%) mehr Fälle bei Gonorrhö festgestellt, und mit 1‘078 Fällen nahmen auch die Infektionen mit Syphilis um rund ein Fünftel (+20%) zu. Bei der in der Schweiz am weitesten verbreiteten, meldepflichtigen STI, den Chlamydien, wurden im vergangenen Jahr 13‘063 Fälle gezählt, was einer Zunahme von sechs Prozent entspricht.

Das Ziel der Schweizer Politik, HIV-Neuinfektionen bis 2030 zu eliminieren und andere STI zu reduzieren, erfordert zusätzliche Mittel und Ressourcen von Kantonen, Gemeinden und dem Bund, appeliert auch Andreas Lehner, der Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz, an die politischen Akteure. Es sei eine substanzielle Erhöhung sowohl der finanziellen, wie auch der personellen und materiellen Ressourcen nötig, um die Reichweite und die Effektivität der Gesundheitsangebote zu steigern und um damit gerade für die besonders betroffenen Gruppen eine umfassende Versorgung gewährleisten zu können. Eine effektive öffentliche Gesundheitsförderung kann nicht allein auf besonders betroffene Menschen abgewälzt werden, so Andreas Lehner weiter. Impfung, Testung, Beratung und Behandlung für Schlüsselgruppen müsse besser finanziert und zugänglicher gemacht werden.

Gerade für Schlüsselgruppen ist der Zugang zu präventiven Leistungen oft erschwert, auch wegen den hohen Kosten. Doch es ist nicht nur der Preis, der ausschlaggebend ist. Gerade für Schlüsselgruppen wie MSM ist auch die Aufklärung durch Gespräche von besonderer Bedeutung. Solche Gespräche werden noch heute in vielen ärztlichen Praxen stark tabuisiert. Gesundheitszentren wie etwa die Checkpoints in den verschiedenen Städten, sind daher gerade diesbezüglich von grosser Bedeutung, da dort spezifische Fragen konkret, direkt und offen angesprochen und mit dem entsprechenden Fachwissen beantwortet werden können.

Dass gerade solche community-basierten Gesundheitszentren in der Prävention von besonderer Bedeutung sind, unterstreicht auch Bastian Baumann vom Checkpoint Zürich. Checkpoints sind entscheidend für die präventive und medizinische Versorgung, so Baumann. Man biete eine ganzheitliche Versorgung: Prävention in der Szene, preiswerte und unkomplizierte Angebote für Impfung, Testung und Beratung und eine qualitative Behandlung – immer mit den community-spezifischen Bedürfnissen im Blick.

Die Forderungen der Aids-Hilfe Schweiz an die Politik sind daher klar: Die Präventionsarbeit, und dabei vor allem die aufsuchende Präventionsarbeit, muss verstärkt werden. Für alle Schlüsselgruppen sollen ganzheitliche Gesundheitsangebote entstehen, wobei die Beratungs- und Testangebote kostenfrei und bedürfnisorientiert sein sollen. Weiter sollen alle Fachstellen für sexuelle Gesundheit in der Schweiz Impfungen verabreichen dürfen, und es müssen auch genügend Schutzmittel kostenfrei und unkompliziert, den Bedürfnissen entsprechend verfügbar sein - und zwar sowohl Kondome wie auch PrEP.

Hast du Fragen zum Thema HIV, PrEP oder anderen sexuell übertragbaren Infektionen, brauchst Du Informationen oder möchtest Du dich testen lassen?

Auf der Webseite von www.drgay.ch findest Du die wichtigsten Informationen, sowie Adressen zu Testmöglichkeiten.