SERBIEN: Premierministerin nimmt an Belgrade Pride teil

SERBIEN: Premierministerin nimmt an Belgrade Pride teil
Sie hat sich nie besonders als Fürsprecherin der Rechte für Schwule, Lesben und Transgender hervorgetan, um so überraschender war es nun, dass die offen lesbisch lebende, serbische Premierministerin Ana Brnabic am Wochenende an der Belgrade Pride mit lief. Sie war damit die erste Premierministerin des Landes, welche an diesem Anlass teilnahm…

Sie schrieb in vieler Hinsicht Geschichte in Serbien: Nicht nur war Ana Brnabic die erste Frau überhaupt, welche das Amt des Premierministers in Serbien übernahm, sondern, sie war auch die erste Lesbe in einer solch hohen, politischen Position. Dies ist vor allem daher bemerkenswert, da Homophobie in Serbien sehr weit verbreitet ist und es immer wieder zu gewalttätigen Zusammenstössen kommt, sei es vor Gay Clubs oder an Pride Veranstaltungen. Dessen wohl sehr bewusst, hat Ana Brnabic ihre Homosexualität den auch kaum thematisiert und sich auch nie gross als Fürsprecherin für die Rechte der Schwulen, Lesben und Transgender hervorgetan. Um so überraschender war es nun, dass sich die Premierministerin am Wochenende unter die Hunderten von Teilnehmern an der Belgrade Pride mischte und mit ihnen durch die Innenstadt marschierte.

Gegenüber Journalisten erklärte Brnabic, dass sie an der Pride teilnehme um ein Zeichen für ein diverseres Serbien zu setzen. Die Regierung sei für alle Bürger da und man sichere den Respekt und die Rechte von allen Bürgern. Zudem wolle sie dafür werben, dass allen bewusst werde, dass Diversity ein Land stärker mache, und dass man mehr erreichen könne, wenn man zusammenstehe, so Brnabic weiter. Ana Brnabic ist eine von ganz wenigen Staatsführer, welche offen lesbisch respektive schwul leben. Derzeit sind es noch Leo Varadkar in Irland, sowie Xavier Bettel in Luxembourg.

Obwohl es auch Gegendemonstrationen gab, sind keine gewalttätigen Zwischenfälle bekannt geworden. Dies ist alles andere als selbstverständlich. Seit es die Pride im Jahr 2001 in Belgrad gibt, ist es immer wieder zu massiven Ausschreitungen gekommen. Im Jahr 2010 gab es nach gewalttätigen Strassenschlachten über 100 Verletzte. Die Polizei versuchte damals mit einem Grosseinsatz die Pride-Teilnehmer zu schützen. Danach wurde die Pride zwar immer organisiert, doch nicht nimmer durchgeführt. Erst ab dem Jahr 2014 konnte die LGBT-Community wieder durch die Stadt marschieren und für ihre Rechte einstehen. Aktivisten vor Ort erklärten, dass die Pride vom vergangenen Wochenende eine der entspanntesten überhaupt gewesen sei. Weiter freuten sie sich sehr über die Teilnahme von Brnabic an der Pride, doch es müssten nun Taten folgen, denn politisch steht der Community in Serbien noch ein sehr langer Weg bis zur Gleichstellung bevor…