STUDIE: Die queere Sichtbarkeit im Fernsehen ist im freien Fall

STUDIE: Die queere Sichtbarkeit im Fernsehen ist im freien Fall
Die queere Repräsentation im Fernsehen und auf den Streamingplattformen ist von enormer Wichtigkeit, doch fast die Hälfte der queeren Rollen dürften in den kommenden Monaten verschwinden, da die Serien entweder nicht fortgesetzt werden, weil sie enden oder weil die Charakter den sogenannten Serientod sterben. Noch in der Vorjahresperiode konnte eine Zunahme bei den queeren Rollen verzeichnet werden.

Dass queere Repräsentation und Sichtbarkeit in den Medien essentiell sind und Auswirkungen im realen Alltag haben, zeigten bereits mehrere Studien, und auch die queere Medien-Organisation GLAAD betont diesen Fakt. So gaben rund ein Drittel der nicht-LGBTI+ Amerikaner:innen an, dass die queerfreundliche Darstellung in den Medien auch ihre Wahrnehmung der Community im realen Leben positiv beeinflusst hat.

Dass queere Charaktere sichtbar sind, ist nicht nur für die Unterhaltung an sich wichtig, sondern auch für einen Wandel hin zu einer inklusiveren Gesellschaft, sowohl was die Haltung betrifft, aber auch im Herzen. Aus diesem Grund misst GLAAD seit mittlerweile 20 Jahren die queere Repräsentation in verschiedenen Medienkanälen, wie eben im Fernsehen und auf Streamingplattformen.

Zwischen dem Stichtag, dem 1. Juni 2024, und dem 31. Mai 2025 zählte GLAAD insgesamt 489 LGBTI+ Rollen in TV-Serien und auf Streaming-Plattformen. Dies entspricht einer Zunahme von 21 Rollen gegenüber der Vorjahresperiode, oder vier Prozent. Während GLAAD betont, dass diese Zunahme erfreulich sei, so warnt die Organisation aber auch, dass diese Entwicklung nur von kurzer Dauer sein könnte.

GLAAD hat nämlich nicht nur die aktuellen queeren Rollen gezählt, sondern auch einen Blick in die Zukunft gewagt - und da sieht es eher düster aus. Wie aus dem aktuellen Where We Are on TV-Bericht hervor geht, werden mit 41 Prozent beinahe die Hälfte der aktuellen, queeren Rollen im nächsten Erfassungszeitraum nicht mehr zu sehen sein. Dies sind 201 Charaktere, welche entweder den Serientod sterben oder aus dem Drehbuch geschrieben werden, oder deren Serien nicht mehr fortgesetzt werden oder enden.

Die Studie wird jährlich veröffentlicht um die LGBTI+ Sichtbarkeit zu messen und die aktuelle Entwicklung zu beobachten. Dabei werden alle fiktionalen Serien, welche im Free-TV und Pay-TV zur Hauptsendezeit, sowie auf den Streamingplattformen als Eigenproduktion zu sehen sind.

Heute seien wir an einem kritischen Punkt angelangt, so Sarah Kate Ellis, Präsidentin von GLAAD, denn Hassreden von Politiker:innen und in den Medien würden ungehindert verbreitet, und oftmals durch Plattformen wie Social Media verstärkt. Und dies, obwohl eine deutliche Mehrheit der Amerikaner:innen noch immer fest hinter der LGBTI+ Community und ihren Rechten steht. Es sei daher wichtig, dass auch Sender und Streamingplattformen nicht aufgeben.

Wie GLAAD festhält, so ist im traditionellen Fernsehen ein stetiger Rückwärtstrend in der Visibility zu sehen. Die Streamingplattformen würden dem, zumindest aktuell, noch entgegenhalten und sich für Diversität und queere Repräsentation in ihren Serien einsetzen.

Dabei unterstreicht GLAAD, dass es sich nicht zuletzt auch wirtschaftlich auszahlt, queere Menschen zu unterstützen. Inklusive Geschichten würden auch vom Publikum geschätzt, was sich bei den Erfolgen von Serien wie Stranger Things, Hacks, The Last Of Us, Abbott Elementary, Heartstoppers und anderen mehr zeige. Rund 23 Prozent der Generation Z würde sich laut aktuellen Umfragen als der Queer Community zugehörig bezeichnen, und es wird geschätzt, dass LGBTI+ eine Kaufkraft von rund 1.4 Billionen US-Dollar haben, rund 1.13 Billionen Franken, und dies alleine in den USA.

Queere Sichtbarkeit in Serien sei aber auch äusserst fragil und dürfe nicht als garantiert betrachtet werden, und deshalb ruft GLAAD gerade auch die Streamingplattformen dazu auf, inklusives Storytelling aktiv zu schützen. Insbesondere derzeit, da viele queere Rollen in den kommenden Monaten verschwinden werden, aber auch im Hinblick auf die Konzentration bei den Medien auf immer weniger Unternehmen, sowie der zunehmend aggressiver werdenden Hetze von Rechtsaussen.