WELTWEIT: Social Media-Plattformen versagen beim Schutz von LGBTI+
Geht es um den Schutz vor Diskriminierung, vor Drohungen und verbalen Angriffen, dann spielen die Sozialen Netzwerke eine enorm wichtige Rolle. Doch wie der nun bereits vierte Social Media Safety Index SMSI von GLAAD zeigt, nehmen die einzelnen Plattformen ihre Aufgaben nur ungenügend wahr. So haben sich drei Netzwerke seit der letzten Bewertung im vergangenen Jahr verbessert, während zwei andere Rückschritte verzeichneten.
Mit einer D+-Bewertung und mit 67 Punkten schnitt TikTok auch in diesem Jahr wieder am besten ab. Dabei konnte sich das Unternehmen um 10 Punkte verbessern. Laut dem SMSI soll dies durch einige bemerkenswerte Verbesserungen bei den Richtlinien möglich gewesen sein. So wurde Misgendering und Deadnaming explizit verboten, die queere Menschen haben eine bessere Kontrolle über ihre eigenen Daten erhalten und auch die Anti-Diskriminierungsrichtlinien was Werbeanzeigen betrifft wurden verbessert.
Es gibt aber auch für TikTok noch viel Verbesserungsmöglichkeiten: So gibt es immer noch grosses Potential um die Nutzenden besser zu schützen. So ist kaum bekannt, wieviele LGBTI+ User und deren Inhalte bei den Werbediensten der Plattform unrechtmässig gelöscht wurden. Es gibt zudem auch keine Informationen zu den LGBTI+ Mitarbeitenden im Unternehmen, obwohl sich TikTok dazu verpflichtet hat, seine Belegschaft zu diversifizieren.
Die beiden Plattformen von Meta sind in ihrer Bewertung gegenüber dem vergangenen Jahr gesunken, nämlich Instagram und Facebook. Beide erhielten die Bewertung F mit jeweils 58 Punkten. Für Facebook waren es minus drei Punkte und für Instagram minus fünf gegenüber dem Vorjahr. Neu gelistet ist zudem das X-Pendent von Meta, Threads. Die Plattform erhielt F mit 51 Punkten.
Threads schnitt deutlich besser ab als das „Original“: X, ehemals Twitter, erhielt zwar ebenfalls das Rating F, aber mit nur gerade 41 Punkten. Nach TikTok verbesserte sich X aber am zweitmeisten, nämlich mit plus 8 Punkten. Dabei wird erwähnt, dass X das Verbot von Misgendering und Deadnaming erst ausgesetzt hat, nach Protesten aber wieder einführte. Weiter ist X die einzige Plattform, bei der nicht bekannt ist, ob es entsprechende, LGBTI+ inklusive Schulungen für Mitarbeitende gibt, um besser auf die Bedürfnisse der Community eingehen zu können.
Auch Youtube wurde untersucht: Das Unternehmen, welches zum Google-Konzern Alphabet gehört, verbesserte sich seit dem letzten SMSI um vier Punkte und erhielt wie Facebook und Instagram 58 Punkte, was ebenfalls der Bewertung F entspricht.
Die Kritik von GLAAD an allen Plattformen ist aufgrund der Resultate klar und deutlich: Die Führungskräfte würden darin versagen, sichere Produkte herzustellen, so das Fazit.
Einerseits gebe es unzureichende Kontrollen wenn es um LGBTI+ feindlichen Hass und Desinformationen geht, aber auf der anderen Seite eine zu starke Kontrolle wenn es um legitime Ausdrücke und Formulierungen rund um queere Themen geht. So würden LGBTI+ Inhalte öfters unterdrückt und entsprechende Accounts und ihre Verfasser unrechtmässig blockiert. Auch die jüngste Richtlinie von Meta, dass politische Inhalte eingeschränkt werden, sei besorgniserregend, denn darunter fallen laut Meta offenbar auch soziale Themen wie eben auch LGBTI+ Inhalte.
Es mangle auf gefährliche Weise an der Durchsetzung geltender Richtlinien, gerade wenn es um Desinformation und LGBTI+ Feindlichkeit geht. Dass dies auch direkte Auswirkungen auf den Alltag queerer Menschen hat, wird im Bericht ebenfalls unterstrichen. Es bestehe ein direkter Zusammenhang zwischen dem online verbreiteten Hass, den Hunderten von LGBTI+ feindlichen Gesetzesentwürfen, sowie den steigenden Zahlen an Gewalt und Drohungen gegenüber queeren Menschen in der realen Welt.