STUDIE: Syphilis-Fälle nehmen in Europa rasant zu

STUDIE: Syphilis-Fälle nehmen in Europa rasant zu
In zehn Jahren haben die Syphilis-Fälle in Europa um 70 Prozent zugenommen. Laut den aktuellen Zahlen gibt es somit in gewissen Ländern erstmals mehr Syphilis- als HIV-Neuinfektionen. Der Grund sei unter anderem der ungeschützte Geschlechtsverkehr und das risikoreichere Sexualverhalten von Männern, die Sex mit Männern haben...

Eine der Aufgaben des in Stockholm beheimateten European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) ist die Überwachung der Fälle an sexuell übertragbaren Krankheiten. Dabei trägt das Center die Daten aller Länder zusammen und verfasst jeweils einen entsprechenden Bericht. Die neusten Zahlen sind besorgniserregend, besonders wenn es um Syphilis geht.

So wurden in den Jahren 2007 bis 2017 in den dreissig nach Stockholm rapportierenden Staaten insgesamt rund 260‘000 Syphilis-Fälle registriert. Am meisten waren es dabei im Jahr 2017 mit rund 33‘000 Fällen - die Tendenz zeigt also nach oben. Damit gab es in diesem Jahr in gewissen Regionen erstmals seit anfangs der 2000er mehr Syphilis-Fälle als HIV-Neuinfektionen.

Es zeigten sich bei den Zahlen aber grosse Unterschiede unter den Ländern. Während sich die Syphilis-Fälle in diesen zehn Jahren in Rumänien und Estland halbierten, so verdoppelten sie sich in Deutschland, Grossbritannien, Irland, Island und Malta.

Auch beim Anteil, der dabei auf Ansteckungen von Männern, die Sex mit Männern haben (MSM), zurückzuführen ist, gibt es grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten. Über alles gesehen sind MSM für nahezu zwei Drittel der Fälle verantwortlich. In Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Irland, den Niederlanden und Schweden gar für rund 80 Prozent. In Rumänien, Lettland und Litauen sind es hingegen unter 20 Prozent. Rund 15 Prozent aller Syphilis-Fälle betreffen zudem Frauen, und etwa 23 Prozent heterosexuelle Männer.

Dass die Zahlen in Europa derart ansteigen, sei das Resultat von verschiedenen Gründen, erklärt Andrew Amato-Gauci vom ECDC. So etwa, dass häufiger Sex ohne Kondome praktiziert wird, öfters mit mehreren Sexualpartnern, und dass die Furcht vor HIV nachgelassen hat. Besonders die Sorglosigkeit bei schwulen und bisexuellen Männern befeure die Ausbreitung von Syphilis, so Amato-Gauci weiter. Um diesem Trend entgegenzuwirken sei es nötig, dass man die Leute wieder dazu ermutige, immer Kondome bei neuen und gelegentlichen Sexpartnern zu benutzen.

Syphilis überträgt sich sehr leicht, und deshalb kann eine Infektion nie vollständig ausgeschlossen werden. Die Bakterien können sich über kleinste Verletzungen in der Haut oder der Schleimhaut, etwa im Mund, im Analbereich, am Penis, verbreiten. Durch Kondome lässt sich das Risiko jedoch minimieren, sowohl beim Anal- wie auch beim Oralverkehr - und dies gilt auch bei Sexspielzeugen. Wichtig ist zudem, dass sich gerade jene, mit häufig wechselnden Partnern häufig, mindestens einmal im Jahr, testen lassen, damit die Krankheit im Falle einer Infektion rechtzeitig behandelt werden kann. Auch Menschen ohne Symptome können andere mit Syphilis anstecken. Die Krankheit ist aber mit Antibiotika gut behandelbar.

Laut einem erst vor kurzem veröffentlichten Bericht der Welt-Gesundheitsorganisation WHO, stecken sich pro Tag rund eine Million Menschen mit einer sexuell übertragbaren Krankheit an. Unbehandelt kann Syphilis schwere Folgen, sowohl bei Männern, wie auch bei Frauen, haben. Dies kann von Unfruchtbarkeit bis zu einem erhöhten Risiko für eine HIV-Infektion reichen. Hinzu kommt, dass Syphilis 2016 für die meisten Fälle von Fehlgeburten verantwortlich war. Unbehandelt können zum Teil auch lebensbedrohliche Folgen auftreten.

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