SÜDAFRIKA: Schwuler Imam klärt Muslime über LGBTI+ Anliegen auf
Gerade für Queers kann die Pandemie psychisch eine grosse Belastung darstellen, und für queere Muslime umso mehr. Möglicherweise gefangen in einem LGBTI+ feindlichen Umfeld, oder ganz auf sich allein gestellt. Dies hat auch Muhsin Hendricks gemerkt, einer der ersten offen homosexuell lebenden Imame der Welt. Sein Coming out hatte der Südafrikaner bereits 1998 und im Jahr 2004 gründete er in Kapstadt die Organisation The Inner Circle. Damit will der 53-Jährige den queeren Muslimen helfen, ihre sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität mit ihrer Religion in Einklang zu bringen.
Dabei arbeitet er vor allem in Afrika und sein Engagment ist wichtiger denn je: Noch immer ist Homosexualität in 32 der 54 Staaten verboten, und Südafrika ist nach wie vor das einzige Land des Kontinents, welches die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet hat. Während er normalerweise Workshops anbietet, so bekam seine Arbeit durch die Pandemie nun einen harten Dämpfer. Mittlerweile hat sich Muhsin Hendricks aber damit abgefunden und sein Programm komplett umgestellt, um es online anbieten zu können. Nur Imame in Südafrika trifft er noch persönlich, aber natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln.
In seinen Workshops klärt er Imane aus ganz Afrika über LGBTI+ Themen auf, um bei ihnen ein Verständnis in Bezug auf Geschlecht und Sexualität zu entwickeln, welches auch innerhalb des Islams existiert. Dabei konzentriere er sich vor allem auf die Werte, auf Mitgefühl und Glauben, und weniger auf die Rituale und jene Sekten, welche die Gesellschaft spalten möchten, erklärt Hendricks weiter. Die Imame müssen dabei viel umdenken, doch wenn sie ihr Wissen und den Kontext mit den religiösen Texten abgleichen, gibt es viele Aha-Erlebnisse für sie.