TSCHETSCHENIEN: Jagd auf Verwandte von Homosexuellen

TSCHETSCHENIEN: Jagd auf Verwandte von Homosexuellen
Erschütternde Berichte kommen erneut aus Tschetschenien: Um die Eltern von zwei inhaftierten, schwulen Männern aufzuspüren und zuverhaften, hat die Polizei während einer Razzia insgesamt 20 Verwandte der Familie festgenommen. Sie sollen offenbar als Druckmittel dienen, damit sich die Eltern der Polizei stellen. Die Mutter bat in der Zwischenzeit in einer Videobotschaft um Hilfe für ihre beiden Söhne...

Salekh Magamadov und Ismail Isayev, 20- und 18-jährig, sind Brüder und kommen ursprünglich aus Tschetschenien. Sie wurden bereits im vergangenen Jahr schon einmal verhaftet und gefoltert, weil sie schwul sind, und daher  flohen sie aufgrund der anhaltenden, brutalen LGBTI+ Verfolgung mit Hilfe des LGBT Network nach Russland. Sicherheitskräften ist es aber im vergangenen Monat gelungen, die beiden Männer aufzuspüren, sie in einer verdeckten Operation zu entführen und wieder zurück nach Tschetschenien zu bringen. Dort müssen sie sich nun vor Gericht verantworten - wegen terroristischen Vergehen. Damit drohen ihnen bis zu 15 Jahre Haft.

Vom LGBT Network Russland heisst es, dass diese Vorwürfe vollkommen erfunden seien, und nur dazu dienen sollen, um Ismail und Salekh aufgrund ihrer Homosexualität hinter Gitter zu bringen. Derweil sind die Eltern der beiden Brüder untergetaucht, da auch sie Repressionen von den tschetschenischen Behörden befürchteten, und dies hat sich nun bewahrheitet. Die Eltern flohen ebenfalls mit Hilfe des LGBT Network aus Tschetschenien, und schon kurze Zeit später, besuchte die Polizei ihren Wohnort Komsomolskoye und führte eine Razzia durch. Dabei wurden laut Augenzeugen und Aktivist*innen vor Ort mindestens 20 Verwandte der Familie der beiden Brüder festgenommen. Damit sollen offenbar die Eltern erpresst werden, damit sie wieder zurück nach Tschetschenien kommen.

Die Mutter der beiden Brüder hat sich mittlerweile mit einer Videobotschaft zu Wort gemeldet, welche über das LGBT Network Russland verbreitet wurde. Damit bringt sie das Regime in Tschetschenien arg in Bedrängnis. Der internationale Druck auf die Teilrepublik und deren Politiker dürfte damit zunehmen. In ihrer Botsachaft beschuldigt sie die Behörden Tschetscheniens, dass diese die Anklage gegen ihre beiden Kinder nur erfunden hätten. Sie bat dabei auch öffentlich um Hilfe, damit sie ihre beiden Söhne bald wieder sehen könne - und zwar lebend und bei guter Gesundheit.

Bereits seit mehreren Jahren werden LGBTI+ in Tschetschenien auf brutalste Weise verfolgt, gefoltert und gar ermordet. Dies offenbar mit der Zustimmung des Präsidenten der russischen Teilrepublik Ramzan Kadyrov. Das Regime, sowie auch das offizielle Russland verneint diese Taten jedoch. International nimmt der Druck aber immer weiter zu, und mit den USA und Grossbritannien haben auch schon Länder Sanktionen gegen Tschetschenien beschlossen - bislang jedoch ohne Erfolg. Die Behörden zeigen sich weiterhin entschlossen, hart gegen die LGBTI+ Community vorzugehen, und offenbar auch gegen dessen Verwandten, wie es sich nun zeigte.