UK: Gefährlicher Anstieg von Anbietern für Konversionsmassnahmen
Trotz wiederholtem Versprechen von verschiedenen Regierungschefs der vergangenen Jahre kennt Grossbritannien noch immer kein Verbot von Konversionsmassnahmen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International schlägt nun Alarm, da sie festgestellt haben, dass gerade christlich-konservative Gruppierungen in den vergangenen Jahren ihre Bemühungen intensiviert haben um Konversionsmassnahmen zugänglicher zu machen und zu fördern.
Für einen nun veröffentlichten Bericht hat Amnesty insgesamt 65 Organisationen unter die Lupe genommen, welche es sich zum Ziel gesetzt haben, die Grundrechte von Menschen einzuschränken. Dabei geht es von Verboten von Abtreibungen oder der Ehe für alle bis hin zur Förderung von Konversionsmassnahmen. Von den untersuchten Organisationen waren es 12, welche sich explizit für die Verbreitung von Konversionsmassnahmen und damit gegen die absoluten Grundrechte queerer Menschen einsetzten.
Dabei hält Amnesty in der Auswertung auch fest, dass insbesondere LGBTI+ in den Fokus geraten sind. So haben gerade jene Organisationen, welche sich für die Förderung von Konversionsmassnahmen einsetzen, ihre Ausgaben massiv aufgestockt. Diese queerfeindlichen Organisationen haben demnach ihre eingesetzten, finanziellen Mittel von 2019 bis 2023 mit einem Plus von 165 Prozent weit mehr als verdoppelt. Dies entspricht dem höchsten Zuwachs bei allen untersuchten Kategorien.
Als Argumente, um Konversionsmassnahmen zu rechtfertigen, werden meist die Rechte der Eltern oder die Religionsfreiheit genannt. Es sei dabei ein bewusster und koordinierter Angriff auf die Menschenrechte, schreibt Amnesty International weiter. Die Akteure würden dabei auf moralische Panikmache setzen und auch nicht davor zurückscheuen, gezielt Fehlinformationen zu streuen. Damit würden sie die Spaltung bei gewissen Themen vorantreiben und von wichtigen anderen Anliegen ablenken.
Unter Konversionsmassnahmen versteht man das Verändern der sexuellen Orientierung, der Geschlechtsidentität oder des Geschlechtsausdruck einer Person. Diese schädlichen und mitunter gefährlichen Praktiken reichen von beten bis hin zu Elektroschocks, Hypnose oder Psychotherapien. Sämtliche Berufsverbände der Mediziner, Psychiater und Psychologen lehnen diese Methoden strikt ab und auch die Vereinten Nationen stufen Konversionsmassnahmen als Folter ein. Die Folgen dieser Praktiken reichen bei den Betroffenen von Depressionen bis hin zu Suizidgedanken.
Bei den untersuchten Organisationen hat es sich gezeigt, dass diese oftmals gut international vernetzt sind. So sind es beispielsweise auch Ableger von Gruppierungen aus den USA, wie etwa die Alliance Defending Freedom (ADF). Allein diese Organisation hat ihr Engagement in den vergangenen vier Jahren in UK fast verdreifacht. So wurden die Ausgaben in diesem Zeitraum um 187 Prozent auf fast vier Millionen Pfund gesteigert. Die ADF war in den USA massgeblich daran beteiligt, das Recht auf Abtreibung zu kippen.
Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:
Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch
Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer