UK: Kritik an laschem Verbot von Konversionstherapien

UK: Kritik an laschem Verbot von Konversionstherapien
Die britische Regierung arbeitet derzeit an einem Verbot von Konversionstherapien. Erste Details werden nun aber bereits von LGBTI+ Aktivist:innen als zu lasch kritisiert. So ist beispielsweise vorgesehen, dass diese queerfeindlichen Praktiken nur für Minderjährige verboten wird, nicht aber für Erwachsene. Diese können nach wie vor selber zu Konversionstherapien einwilligen - mit all den damit verbundenen Folgen.

Die persönlichen Freiheiten seien zentral, wenn es um die Gesundheit und um eine funktionierende, demokratische Gesellschaft gehe, etwa um die Wahlfreiheit, die freie Meinungsäusserung und die Glaubensfreiheit, erklärte Frauen- und Gleichstellungsministerin Liz Truss, als sie den Start der öffentlichen Anhörungen zum Verbot von Konversionstherapien bekannt gab. Damit begründete sie die Entscheidung, dass im nun vorgestellten Entwurf die Konversionstherapien nur für Minderjährige und gefährdete Erwachsene in England und Wales verboten werden soll, nicht aber generell auch für Personen über 18 Jahren. Erwachsenen ist es somit erlaubt, ihre Einwilligung zu diesen Behandlungsmethoden zu geben.

Anders sehen dies LGBTI+ Aktivist:innen, welche den Entwurf nun als zu lasch kritisieren. So heisst es etwa von Stonewall, dass dies ein grosser Schritt dahingehend sei, dass diese Praktiken endlich nur noch Teil von Geschichtsbüchern werden, doch der Entwurf gehe noch viel zu wenig weit. Man könne es nicht hinnehmen, dass Menschen noch immer ihre Einwilligung für Konversionstherapien geben können. Wenn man diese schädlichen Praktiken wirklich beenden wolle, dann dürfe man bei diesem Verbot keine Entschuldigungen oder Ausnahmen zulassen.

Auch Betroffene von Konversionstherapien sind mit der Möglichkeit zur Einwilligung nicht einverstanden. So erklärten einige, dass sie selber aktiv nach Methoden gesucht haben, um ihre sexuelle Orientierung oder ihre Geschlechtsidentität zu ändern. Sie hätten dabei tatsächlich geglaubt, dass Konversionstherapien der richtige Weg seien. Das Resultat seien jedoch schwere Traumata gewesen, sowie Zusammenbrüche bis hin zu Spitalaufenthalten. Einige sprachen gar davon, dass sie sich danach das Leben nehmen wollten, obwohl sie selber zu diesen Therapien eingewilligt haben.

Anders sehen es konservative Politiker:innen und religiöse Gruppierungen, welche die Einwilligung zu Konversionstherapien begrüssen. Sie befürchten, dass von einem generellen Verbot auch gewisse religiöse Praktiken betroffen sein könnten. So erklärt etwa die Evangelical Alliance, dass man befürchte, dass bei einem Verbot plötzlich auch Gebete oder die Seelsorge kriminalisiert werden könnten.

Während sechs Wochen finden nun öffentliche Anhörungen zum Gesetzesentwurf der britischen Regierung statt. Dabei haben neben LGBTI+ Aktivist:innen und Opfer von Konversionstherapien auch religiöse Gruppierungen sowie Ärzt:innen und Psycholog:innen die Möglichkeit, sich zu äussern und ihre Vorschläge einzubringen. Bislang kennen Länder wie Albanien, Brasilien, Deutschland, Ecuador und Malta ein vollständiges, oder ein teilweises Verbot von Konversionstherapien. In anderen Ländern wie Argentinien, Taiwan oder Uruguay gibt es ein indirektes Verbot dieser LGBTI+ feindlichen Methoden.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch.