UK: Londons Overground-Linie ehrt ein wichtiges Kapitel der LGBTI+ Geschichte

UK: Londons Overground-Linie ehrt ein wichtiges Kapitel der LGBTI+ Geschichte
London baut Teile seines öffentlichen Verkehrs grundlegend um, zumindest auf dem Papier: Erstmals erhalten auch die sechs Overground-Linien der britischen Hauptstadt einen eigenen Namen und eine eigene Farbe. Eine Linie wird dabei einem wichtigen Kapitel der LGBTI+ Geschichte Rechnung tragen.

Bislangs hatten die inzwischen sechs Linien der Londoner Overground alle die selbe Farbe und den selben Namen, Overground. Nun hat der Bürgermeister der Stadt, Sadiq Khan, angekündigt, dass die Linien erstmals in ihrer Geschichte einen eigenen Namen und eine eigene Farbe erhalten werden. Umgesetzt wird dies bis Ende 2024 und jede Linie wird dabei einem bestimmten Aspekt von Londons diverser Kultur und Geschichte gewidmet.

Die neu blaue Linie wird dabei den Titel Mildmay Line erhalten und sie führt von Richmond über Clapham Junction bis Stratford. Der Name ist angelehnt an das gleichnamige Spital, welches in Shoreditch steht. Ursprünglich in den 1860ern als informelles Hilfszentrum von Geistlichen eröffnet, gewann es besonders an Bedeutung als Cholera in der Stadt ausbrach. Schliesslich wurde es umgebaut und 1892 als erstes Krankenhaus in Shoreditch eröffnet.

Aufgrund seiner Grösse und der mangelnden Finanzierung wurde es schliesslich 90 Jahre später geschlossen. Doch als die HIV/Aids-Epidemie in den 1980ern auch London fest im Griff hatte, wurde das Mildway Hospital 1988 wiedereröffnet und diesmal als erstes Krankenhaus in ganz Europa, welches sich explizit um Menschen mit HIV- und Aids-Erkrankungen kümmerte. Als solches machte es sich schnell auch international einen Namen.

Nicht weniger als 17 Mal wurde es von Prinzessin Diana besucht, welche medienwirksam vor Ort für mehr finanzielle Unterstützung für HIV/Aids-Anliegen warb und mithalf die Stigmatisierung der Krankheit zu überwinden. So war es auch jener Ort, als Prinzessin Diana einem Mann mit Aids ohne Handschuhe die Hand gab und ihn in den Arm nahm. Was heute das Normalste auf der Welt ist, sorgte damals für weltweite Schlagzeilen und half enorm bei der Aufklärung, sowie beim Abbau von Stigma und Vorurteilen mit.

Das Krankenhaus ist damals zu einem äusserst wichtigen Ort für die LGBTI+ Community geworden, welcher mit sehr vielen Hoffnungen verbunden war. Noch heute ist das Mildway ein international anerkanntes Zentrum für Patient:innen mit komplexen HIV-Erkrankungen. Auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan würdigte die Arbeit von Mildway und erklärte, dass er hoffe, dass der neue Name dieser Overground-Linie die Leute dazu ermutige, mehr über die Geschichte der HIV/Aids-Epidemie zu lernen.

Gegenüber Gay Times erklärte Khan weiter, dass er damals selber Freund:innen in der LGBTI+ Community gehabt habe, und dass viele von deren Geschichten, die sie ihm erzählen, einfach erschütternd seien. Er habe diese Zeiten damals auch miterlebt, aber ohne Opfer von Hass, Feindseligkeiten und Vorurteilen zu werden, so wie sie es wurden. Dass man bereits sehr viel erreicht hat, ist sich auch Khan bewusst, doch man müsse auch aufpassen, dass es keine Rückschritte gibt, und daher müsse man deren Geschichten von damals erzählen. Zudem müsse man die Held:innen von aus dieser Zeit anerkennen, und zwar nicht nur Lady Di, sondern auch all jene, welche im Mildway gearbeitet haben.

Die weiteren der neuen Linien heissen übrigens Lioness Line, welche beim Wembley durchführt und dem Frauen-Fussball gewidmet ist, die Windrush Line in Anlehnung an die Caribbean Communities der Stadt, und die Weaver Line in Erinnerung an die wichtige Textil-Industrie. Die Liberty Line feiert zudem die Freiheiten, welche London ausmachen, und die Suffragette Line erinnert an die Suffragists und Suffragette, die Kämpferinnen für das Frauenwahlrecht und für die Rechte der Frauen.

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