UKRAINE: Schwulem Soldat wird Ehrenmedaille wieder entzogen
Schon während der widerrechtlichen Annexion der Krim stand Viktor Pylypenko für das ukrainische Militär im Einsatz (Interview mit gay.ch), und seit dem Beginn des Angriffkriegs leistet er wieder Dienst um die Ukraine gegen Russland zu verteidigen. Zusammen mit anderen Soldat:innen seines Sanitätskorps wurde er nun für seine Bemühungen durch die ukrainisch-orthodoxe Kirche in Kiew mit einer Ehrenmedaille bedacht.
Obwohl Pylypenko vor dem Krieg viel in den Medien war, da er sich als erster Soldat der ukrainischen Armee öffentlich als schwul geoutet hat, schien das die Kirche nicht mitbekommen zu haben. Entsprechend schnell rudert sie nun zurück, als sie auf die Homosexualität des Soldaten angesprochen wurde.
Patriarch Filaret liess mitteilen, dass man Schwulsein immer noch als Sünde betrachte, und dass man Pylypenko daher seine Medaille entziehe. Weiter schrieb die Kirche in einer Stellungnahme, dass der Soldat bei Facebook geschrieben habe, dass er von Patriarch Filaret als offen schwuler Menschenrechtsaktivist ausgezeichnet wurde, und dass die Kirche ihre negative Haltung gegenüber LGBTI+ geändert habe. Dies sei jedoch eine blanke Lüge und eine Manipulation, so die Kirche weiter. Man danke dem Soldaten für seine militärischen Verdienste, aber man teile seine sündigen Vorlieben und seine Zugehörigkeit zur LGBTI+ Community nicht.
In einem Interview gegenüber Politico erklärte Viktor Pylypenko, dass er davon ausgegangen sei, dass die Kirche ihre Haltung geändert habe, da sie ihn als offen schwulen Aktivisten geehrt haben. Er habe es als Kehrtwende gesehen, als Zeichen der Versöhnung auch für andere Konfessionen, doch offenbar war seine Ehrung bloss ein Fehler.
Seit die Aberkennung der Ehrenmedaille bekannt wurde, zeigen viele andere Soldat:innen ihre Unterstützung für Viktor Pylypenko, indem sie sich ebenfalls von dieser Ehrung distanzieren. Er sei schon erschöpft gewesen, von den jahrelangen Angriffen von Rechtsradikalen und Geistlichen, erklärte Pylypenko gegenüber dem Politico weiter. Dies passiere Tag für Tag, egal wie unermüdlich man kämpfe, es hole einen immer wieder ein. Diese Welle der Solidarität, welche er aber nun erhalten habe, habe ihn zu Tränen gerührt. Er habe plötzlich diese vielen Menschen gesehen, welche ihn respektieren, welche ihn unterstützen und ihn auch beschützt haben, dies sei unbeschreiblich, so Pylypenko weiter.
Inbesondere in den Sozialen Medien stellten sich viele Soldat:innen an die Seite von Pylypenko. So schrieb beispielsweise Yulia Mykytenk, dass sie keine Auszeichnung von einer Institution brauche, welche nicht versteht, was es bedeutet, wenn jemand sein Leben vollständig aufgibt und in Erwartung auf den Tod, die eigene Freiheit und die des ganzen Volkes verteidige. Gott sei Liebe, aber von der Kirche komme keine Liebe - weder Liebe, noch Würde, noch Mut.