USA: Bibliothek musste für drei Tage schliessen…

USA: Bibliothek musste für drei Tage schliessen…
…um alle Kinderbücher aus den Regalen zu räumen, welche in irgendeiner Weise LGBTI+ oder Rassismus zum Thema haben. Dies ist die jüngste einer ganzen Reihe an Massnahmen im US-Bundesstaat Texas, welche Evangelikale, White Nationalists und Trump-Supporter auf den Weg gebracht haben, um die queere Sichtbarkeit aus dem Alltag zu verbannen.

Es ist leider das gewohnte Schema: Man schiesst gegen Minderheiten um von den wahren Problemen abzulenken. Dies ist in den USA derzeit besonders offensichtlich. So schürt etwa Gouverneur Greg Abbott, wenn auch etwas unbeholfen, den Hass gegen die LGBTI+ Community.

In einem wahren Brandbrief an die Texas Association of School Boards warf er den Schulbibliotheken des Bundesstaat vor, dass sie Pornografie lagern würden. Der Verband erklärte darauf, dass man etwas verunsichert gewesen sei über das Schreiben von Abbott, da man diesbezüglich weder Einfluss auf die Schulbezirke nehmen könne, noch sei man für die Richtlinien verantwortlich, was Bücher in den Schulbibliotheken betreffe.

Der Abgeordnete Matt Krause, ebenfalls Republikaner, doppelte nach und verschickte seinerseits eine Liste von 850 Buchtiteln, um von den Schulbehörden zu erfahren, wie viele dieser Bücher sich bei ihnen in den Bibliotheken befinden, und wieviel Geld sie dafür ausgegeben haben. Darunter sind Titel, welche das Thema Rassismus aufgreifen, wie etwa Black Lives Matter: From Hashtag To The Streets von Artike R. Tyner, oder LGBTI+ Anliegen wie Being Jazz von Jazz Jennings.

In Llano County hatte darauf Bezirksrichter Ron Cunningham angeordnet, dass sämtliche Bücher für Kinder und Jugendliche in der lokalen, öffentlichen Bibliothek durchgesehen und nach unerwünschten Themen wie LGBTI+ und Rassismus, etwa über die Black Lives Matter-Bewegung, durchsucht werden müssen. Man schulde es den Eltern, so der Richter, dass man sicherstelle, dass es dort keine unangebrachten Inhalte gebe, und zwar egal ob in öffentlichen oder in Schulbibliotheken.

Von der aktuellen Massnahme sind derzeit sechs Bibliotheken betroffen. Eine der Bibliotheken hat gar angekündigt für drei Tage zu schliessen, um die ihnen auferlegte Arbeit überhaupt umsetzen zu können. Dabei müssen die Bücher nicht nur physisch aus den Bibliotheken verschiedenen, sondern auch von den Online-Plattformen entfernt werden. Von den Bibliotheken heisst es, dass man normalerweise ein bis zwei Beanstandungen alle zwei Jahre habe, bei denen man aufgefordert werde Bücher zu überprüfen. Dieser Fall nun sei aber einzigartig und bislang nie dagewesen.

Einen Wermutstropfen gibt es: Auch die Bibliotheken wollen sich nicht ohne weiteres diesen Zensurmassnahmen hingeben und so haben sie teilweise angekündigt, eine neue Abteilung für junge Erwachsene einzurichten, wo sich dann diese „umstrittenen“ Bücher befinden werden.

Kein Buch sei für jede Person das richtige, doch ein einziges Buch könne für die richtige Person alles verändern, erklärte denn auch Wendy Woodland von der Bibliotheken-Vereinigung in Texas. Die Versuche die diversen Stimmen und Ansichten zum Schweigen zu bringen, zeige, wie gespalten das Land derzeit ist, und wie die Pandemie das ganze noch verstärke.

Dass die Wellen diesbezüglich sehr hoch gehen, zeigen auch andere Aktionen konservativer und evangelikaler Kreise, sowie von White Nationalists. So kam es immer wieder zu Protestaktionen vor Schulen und es wurden sogar schon Bücher mit LGBTI+ Inhalten öffentlich verbrannt. Dabei werden auch Kinder eingeschüchtert, dass sie sich nicht mehr in die Bibliotheken getrauen. Zudem stürmen sie regelrecht die öffentlichen Treffen von Schulbehörden um sich über den Lehrplan und den darin definierten Schulstoff zu beschweren.

Der Kulturkampf in den USA ist im vollen Gange und wird auf dem Rücken von Minderjährigen und marginalisierten Gruppen ausgetragen, so insbesondere auf Kosten von queeren Jugendlichen und trans Menschen.