USA: Ein schwuler Botschafter für Litauen?
„Mein Name ist Robert Gilchrist, ich bin die Nummer 2, der stellvertretende Chief of Mission, bei der amerikanischen Botschaft. Und ich bin auch noch schwul. Heute Abend hier zu sein ist für mich also nicht nur wichtig als US-Diplomat um den Respekt meiner Regierung gegenüber der Integrität eines jeden Menschen zu versichern. Es ist auch wichtig für mich als jemand, der in seinem Heimatland in der LGBTI+ Bewegung aktiv war, und als Homosexueller, der offen und stolz darauf ist.“ Mit diesen Worten eröffnete Robert Gilchrist im Jahr 2011 die Baltic Pride in Tallinn, Estland. Er überbrachte damit auch Grussworte von Barack Obama und Hillary Clinton. Die Pride findet alternierend jeweils in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen statt.
Wenn es nun nach Donald Trump geht, soll Robert Gilchrist eben dort als Botschafter fungieren, und zwar in Litauen. Aktuell ist er der Leiter der Betriebszentrale im amerikanischen Aussenministerium, doch er hat in seiner Laufbahn auch schon diverse Diplomatenstellen sowohl für demokratische, wie auch für republikanische Regierungen inne gehabt. Und wie in seiner Rede damals in Tallinn angedeutet, war er in der amerikanischen Botschaft in Estland, wie auch schon in Schweden, jeweils die Nummer 2. Die Region kennt er zudem auch gut, weil er innerhalb des US-Aussenministeriums auch schon für skandinavische und baltische Angelegenheiten zuständig war. Trotz der vielen LGBTI+ feindlichen Richtlinien, Vorstössen und Gesetzen der Trump-Regierung, so gibt es doch auch LGBTI+ auf ein paar wichtigen Posten - so etwa mit Richard Grenell als amerikanischer Botschafter in Deutschland.
Robert Gilchrist wurde nun von Donald Trump nominiert und die Wahl muss jetzt noch durch den Senat abgesegnet werden. Ob es Gilchrist in Litauen gefallen wird, wird sich zeigen, denn das Land hat eine durchzogene Bilanz, was die Rechte der LGBTI+ betrifft, auch wenn sich die Lage langsam verbessert. Litauen ist stark katholisch geprägt und ist eines von derzeit nur sechs Ländern in der europäischen Union, welches gleichgeschlechtlichen Paaren keine rechtliche Absicherung bietet. Erst im Januar entschied aber das Oberste Gericht, dass ausländische Ehepartner von LGBTI+ Paaren zumindest eine Aufenthaltsbewilligung erhalten müssen. Es gibt zudem auch Bestrebungen, auch von Premierminister Saulius Skvernelis unterstützt, welche ein Partnerschaftsgesetz fordern. Obwohl es zudem ein Anti-Diskriminierungsgesetz auf Basis der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität gibt, wird dieses kaum angewandt, im Gegenzug gibt es aber auch ein Anti-Gay-Propagandagesetz im russischen Stil - zwei sich konkurrenzierende Gesetze also.