USA: Müssen Schulen LGBTI+ bald bei ihren Eltern zwangsouten?

USA: Müssen Schulen LGBTI+ bald bei ihren Eltern zwangsouten?
Der „Don‘t Say Gay“-Gesetzesentwurf in Florida sorgt ohnehin bereits für viel Kritik bei den Demokraten und den LGBTI+ Organisationen, und nun hat er auch fast noch eine besonders toxische Erweiterung bekommen. So hätten Schulen künftig dazu verpflichtet werden sollen, queere Schüler:innen und Studierende innerhalb von sechs Wochen bei den Eltern zu outen. Doch glücklicherweise konnte dies nun vorerst abgewendet werden...

Floridas Gesetzgeber beraten derzeit einen Vorstoss, der queere Themen faktisch aus dem Schulalltag ausschliesst. Laut dem Willen der Republikaner soll es künftig zum Schutz der Kinder und der Rechte der Eltern nicht mehr erlaubt sein, die LGBTI+ Community und ihre Anliegen und Themen an den Schulen zu behandeln oder anzusprechen.

Dies bedeutet, dass weder die Öffnung der Ehe für alle im Supreme Court im Geschichtsunterricht erwähnt werden darf, noch darf ein Kind eines gleichgeschlechtlichen Paares von den Eltern erzählen. Sollten Schulen oder Lehrer gegen dieses geplante Gesetz verstossen, dann sollen sie von den Eltern verklagt werden können.

Doch selbst dieser gravierende Einschnitt in den Schulunterricht scheint einigen Republikanern noch nicht weit genug zu gehen, und so hat der Abgeordnete Joe Harding noch eine Erweiterung ins Spiel gebracht. Er forderte, dass Schuldirektoren oder dessen Beauftragte, innerhalb von sechs Wochen einen Zeitplan schaffen müssen, um mit den Eltern eines Kindes ein Gespräch zu führen, sollte dieses an der Schule ein Coming out gehabt haben.

Dies würde bedeuten, dass die Schule die Kinder quasi vor den Eltern zwangsouten müssten. Dies müsse in einem offenen Gespräch in einer urteilsfreien und unterstützenden Umgebung passieren, forderte Harding weiter, welche die Eltern-Kind-Beziehung respektiere und auch das psychische, emotionale und physische Wohlbefinden der Schüler:in respektive des Studierenden schütze.

LGBTI+ Organisationen verurteilen diesen Vorstoss aufs schärfste und sprechen von verheerenden Folgen für queere Jugendliche. Alles was ein Kind im Vertrauen mit der Schule teile, müsse dann gegenüber den Eltern offen gelegt werden. Dies stelle ein grosses Risiko für viele Jugendliche dar.

Dies scheint nun offenbar auch Harding gemerkt zu haben, und nur wenige Stunden vor der Debatte im Abgeordnetenhaus von Florida, hat er diese Erweiterung klangheimlich zurückgezogen. Der Rest des "Don't Say Gay"-Entwurfs bleibt festgeschrieben, und er soll in diesen Tagen im Abgeordnetenhaus zur Abstimmung kommen.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch.