USA: Neues Gesetz soll LGBTI+ Inhalte aus Schulen verbannen
Formal heisst er House Bill 1557 oder „Parental Rights in Education”-Gesetzesentwurf, doch LGBTI+ Aktivist:innen haben ihn bereits zum „Don‘t Say Gay“-Entwurf umgetauft, denn damit bringen sie das Vorhaben der Republikaner auf den Punkt. Sie wollen LGBTI+ Anliegen und Themen wie die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität aus den Schulzimmern des Bundesstaats Florida verbannen.
Der republikanische Abgeordnete Joe Harding hat den Gesetzesentwurf ausgearbeitet und ihn damit begründet, dass die grossartigste Verantwortung, welche eine Person haben könne, verteidigt werden müsse, nämlich das Elternsein. Er will damit erreichen, dass Eltern die Schulen und Lehrer verklagen können, wenn sie die sexuelle Orientierung, die Geschlechtsidentität oder andere Themen rund um LGBTI+ thematisieren. Dies soll für die Unterstufe gelten, aber auch, wenn es auf nicht alters- oder entwicklungsgerechte Art und Weise geschehe.
Die Bildungs- und Arbeitskommission des Repräsentantenhaus hat den Entwurf von Harding nun debattiert, angenommen und an das gesamte Repräsentantenhaus weitergeleitet. Dabei haben sich die Republikaner in der Kommission für das Anliegen ausgesprochen, und die Demokraten dagegen.
LGBTI+ Aktivist:innen laufen derweil zusammen mit den Demokraten Sturm gegen den Gesetzesentwurf, denn sie machen sie Sorgen um die ohnehin bereits prekäre Lage in Bezug auf die psychische Gesundheit bei jungen LGBTI+. So warnt das Trevor Project vor ernsthaften Konsequenzen für queere Jugendliche in Florida. Diese Vorlage lösche LGBTI+ Jugendliche quasi aus und mache, dass viele von ihnen ungeoutet bleiben, weil wichtige Diskussionen um ihre sexuelle Orientierung und ihre Geschlechtsidentität verhindert würden. Auch Queers sollten ihre Geschichte und ihre Erfahrungen im Schulunterricht abgebildet sehen.
Wie hart Corona und die übrigen Umstände in den USA die jungen LGBTI+ getroffen hat, zeigte eine Umfrage des Trevor Project aus dem vergangenen Jahr. Von den 35‘000 Befragten in den USA, erklärten 94 Prozent, dass die aktuelle Politik einen negativen Einfluss auf ihre psychische Gesundheit habe. 42 Prozent erklärten gar, dass sie im vergangenen Jahr Suizidgedanken hatten. Laut der Studie könne das Thematisieren der sexuellen Orientierung und der Geschlechtsidentität an den Schulen die Suizidgedanken bei Schüler:innen stark senken.
Drastische Worte für die Entwicklung in Florida fand auch Chasten Buttigieg, der Ehemann des ersten schwulen Ministers der USA, dem aktuellen Verkehrsminister Pete Buttgieg. Auf Twitter schrieb er, dass dieser Entwurf Kinder töte. Damit nannte er auch den Gouverneur von Florida, Ron DeSantis beim Namen. Man mache das Überleben von LGBTI+ Jugendlichen im Bundesstaat damit ganz bewusst härter…
Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch.