USA: Razzien in LGBTI+ Clubs - Beanstandung: Sichtbare Nippel und ein Jockstrap

USA: Razzien in LGBTI+ Clubs - Beanstandung: Sichtbare Nippel und ein Jockstrap
Unschöne Erinnerungen an ein dunkles Kapitel der queeren Geschichte wurden wach, als die Behörden von Seattle vor wenigen Tagen Razzien in gleich mehreren LGBTI+ Bars durchgeführt haben. Die Community hat sich nun zusammengeschlossen und verlangt Antworten von den Behörden, denn beanstandet wurde „unangebrachtes Verhalten“.

Die Zeiten, als die Behörden regelmässig Razzien in queeren Lokalen durchführten und die Community teilweise regelrecht schikanierte, liegt noch nicht allzu lang zurück. Entsprechend besorgt, aber auch empört, zeigt sich die LGBTI+ Community in Seattle nun nachdem am vergangenen Wochenende in mindestens vier queeren Lokalen Razzien durchgeführt wurden, darunter zwei bekannten Lederbars im Stadtteil Capitol Hills. Sie verlangen daher transparente Aufklärung und Antworten zu diesem Vorgehen.

Verantwortlich dafür waren die Joint Enforcement Teams (JET), sowie das Washington State Liquor and Cannabis Board (LCB), deren Leiter David Postman sich nun rechtfertigte. Er bestätigte nicht nur die Kontrollen, sondern anerkannte auch die Sorgen der Community. Man sei sich der Geschichte durchaus bewusst, welche die Strafverfolgungsbehörde und diese Bars und Clubs haben. Gleichzeitig betonte Postman aber auch, dass es sich um übliche Massnahmen gehandelt habe, und dass man dies nicht als Razzien bezeichnen könne. Die Behörde führe zwar auch Razzien durch, bei denen ein Durchsuchungsbefehl vorliege, grössere Personengruppen kontrolliert und Beweise beschlagnahmt werden, doch dies sei am vergangenen Wochenende alles nicht der Fall gewesen.

Man habe am Freitag zehn Lokale kontrolliert, wobei es sich bei zwei um bekannte Schwulenbars handle. Am Samstag seien nochmals acht Clubs durch JET kontrolliert worden, darunter zwei LGBTI+ Lokale, so Postman weiter. Mit diesen Aktionen habe man überprüfen wollen, ob die geltenden Alkoholgesetze des US-Bundesstaats Washington eingehalten werden. Bedauerlich sei jedoch, bestätigte Postman weiter, dass im Rahmen der Ermittlungen auch Fotos von Gästen gemacht wurden.

Es sind Vorfälle wie die Fotoaufnahmen, welche nun in der LGBTI+ Community für mächtig Verunsicherung sorgten. Aus diesem Grund haben sich die Besitzer der betroffenen Bars und Clubs, darunter The Cuff Complex und der Seattle Eagle, zusammengeschlossen. Da es in diesen Lokalen weder Gewalt noch Verstösse gegen das Alkoholgesetz gab, deute vieles darauf hin, dass es sich um eine gezielte Aktion gegen queere Menschen und ihren Safe Space gehandelt habe, schrieben sie in einer Stellungnahme in den Sozialen Medien.

Auch die Tatsache, dass die Behörden „unangebrachtes Verhalten“ als Gesetzesverstösse festhielten, sorgte für Empörung. Denn laut einem Bericht wurde in einem Lokal ein Barmann kritisiert, da seine Nippel zu sehen waren, und in einem anderen Lokal, weil jemand ein Jockstrap trug, und damit der nackte Hintern zu sehen war. Dies verstosse gegen das Gesetz, welchem Betriebe unterliegen, welche Alkohol ausschenken. David Postman vom Washington State Liquor and Cannabis Board (LCB) selber merkte dabei aber auch an, dass diese Gesetze seiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäss sind und geändert werden müssten.

Die betroffenen Club- und Barverantwortlichen erwähnten in ihrer Stellungnahme auch die Schwulenbar Tugs Belmont: Diese sah sich vor dreissig Jahren in einer ähnlichen Situation. Da dort regelmässig Underwear Partys organisiert wurden, gab es ebensolche Anschuldigungen gegen das Lokal. Der erste offen schwule Senator des Bundesstaats Washington rief damals quasi zum zivilen Ungehorsam auf und erklärte, dass er höchstpersönlich in Unterhosen in den Club gehe, und dann werde man sehen, ob die Polizei tatsächlich auch einen Senator verhaften werden.