USA: Zwei Pulse-Opfer sind neu bei der Ex-Gay-Bewegung
Es war vor wenigen Tagen, als Angel Colon mit seiner überraschenden Ankündigung in die Schlagzeilen geriet: Sein Leben sei durcheinander gewesen, und er habe nie sein Schwulsein dafür verantwortlich gemacht. Er sei Drogen- und Alkoholabhängig gewesen. Er habe nie zu Gott gebetet, doch als das Pulse Attentat passiert sei, habe er sein Leben umgekrempelt.
Was dies bedeutet, erklärte der 29-Jährige in einem Fernsehinterview: Er habe zu Gott gefunden und der Homosexualität abgeschworen. Zusammen mit Luis Javier Ruiz, 36, gründete er dazu die Fearless Identity Inc., "eine Organisation, welche versuche jenen Hoffnung zu geben, welche nach biblischem Verständnis einen Wandel vollziehen wollen."
Am 14. September planen sie deshalb ganz in der Nähe des Mahnmals für die Opfer des Pulse Attentats einen Freedom March. Sie wollen damit der LGBTI+ Community Hoffnung auf Befreiung machen und sie zurück zu Christus führen. Sie wollen dort ihre Geschichten erzählen, so Colon, und die Bezeugungen von Leuten teilen, die den homosexuellen Lebensstil hinter sich gelassen haben. Die Menschen hätten die Möglichkeit, sich zu verändern und ihren eigenen Weg zu finden, erklärt er weiter.
Bei der LGBTI+ Community, gerade in Florida, stiess diese Ankündigung auf wenig Verständnis. Män könne den Missbrauch von religiösen Texten und des Glaubens auf Kosten der LGBTIQ+ Bewegung, oder auch die Unterstützung von Conversion Therapien nicht verzeihen, erklärte etwa Christopher Cuevas von QLatinx, einer LGBTI+ Organisation in Orlando.
Das Conversion Therapy Dropout Network veurteilte den Freedom March und die Fearless Identity Inc. ebenfalls: Diese Aussagen würden der Arbeit, welche das Netzwerk leiste, schaden, und es schade auch allen, welche durch Conversion Therapien für immer gezeichnet sind. Es gebe keine Zweifel, dass Ruiz und Colon durch das Pulse Massaker ein enormes Trauma erlebt haben, doch, nun zum anderen extrem überzugehen und die gleiche Rhetorik zu benützen, welche die Community ernsthaft gefährdet, sei eine Beleidigung für alle, welche ihr Leben beim Attentat verloren haben. Man verstehe die Angst, welche diese beiden haben, als queer zu leben, doch sich dem Fanatismus anzuschliessen, welcher unsere Community unterdrückt, sei nicht die Antwort, heisst es in der Stellungnahme des Netzwerks.
Das Conversion Therapy Dropout Network zeigt weiter zwar Verständnis, und man könne sich nicht vorstellen, was Angel Colon und Luis Javier Ruiz während dem Massaker durchleben musste, doch man fordere sie gleichzeitig auf, mit Opfern von Conversion Therapien zu reden, um sich dahingehened zu informieren, was diese schädlichen Methoden anderen Menschen antun können.
Angel Colon wurde beim Attentat auf den Pulse Club von sechs Schüssen getroffen und schwer verletzt. Luis Javier Ruiz wurde durch die Massenpanik ebenfalls verletzt.