VATIKAN: Papst Benedikt will Homo-Lobby zerschlagen haben
Gibt es sie oder gibt es nicht? Wenn ja, wie viel Einfluss hat sie wirklich? Der Mythos über eine so genannte Homo-Lobby im Vatikan existiert seit Jahren, und die Katholische Kirche kommuniziert diesbezüglich gewohnt widersprüchlich. Neuen Zündstoff bergen nun die Memoiren des zurückgetretenen Papst Benedikt XVI, welche im kommenden September unter dem Titel „Letzte Gespräche“ veröffentlicht werden sollen. Darin behauptet Benedikt, dass es ihm in seiner Zeit als Pontifex gelungen sei, die so genannte Homo-Lobby zu zerschlagen. Die Gruppe habe aus vier oder fünf Personen bestanden, welche ihren Einfluss im Vatikan ausspielen wollte.
Gerüchten zufolge soll es aber gerade die Homo-Lobby gewesen sein, welche Papst Benedikt XVI im Jahr 2013 zu seinem Rücktritt gezwungen habe. Er selber erklärte jedoch, dass er aus rein gesundheitlichen Gründen zurückgetreten sei. In seine Amtszeit fielen die Enthüllungen von „Vatileaks“, als ein päpstlicher Diener persönliche Briefe und Dokumente des Papstes veröffentlicht hat, welche Korruption und Machtkämpfe hinter den Mauern des Vatikans andeuteten. Italienischen Medien zufolge habe eine Gruppe von Würdeträgern innerhalb des Vatikans versucht, Papst Benedikt XVI zum Rücktritt zu zwingen, was ihnen schlussendlich auch gelungen sein könnte.
Gewohnt wenig konkret in der Kommunikation, erklärte jedoch auch sein Nachfolger, Papst Franziskus, kurz nach seiner Wahl, dass man von einer Homo-Lobby spreche, und dass es wahr sei, dass diese existiere. Er werde nun sehen, was er diesbezüglich machen könne. Und im Jahr 2014 deutete ein Kardinal an, dass auch Franziskus den Vatikan von dieser Gruppe säubern wolle. Dies würde sich nun aber mit Benedikt und dessen Enthüllungen widersprechen, wenn es diese angebliche Lobby-Gruppe noch immer gebe.
Wiederum anders klingt es von Krzysztof Charamsa, einem hochrangigen Priester innerhalb der Katholischen Kirche, welcher sein Coming out gewagt hat und darauf von Papst Franziskus entlassen wurde. Er verneinte die Existenz einer Homo-Lobby im Vatikan gleich gänzlich.