HINTERGRUND: Immer mehr Länder melden sich betreffend Segnungen zu Wort

HINTERGRUND: Immer mehr Länder melden sich betreffend Segnungen zu Wort
Als der Papst wenige Tage vor Weihnachten überraschend bekannt gab, dass gleichgeschlechtliche Paare ab sofort unter genau definierten Regeln auch in der katholischen Kirche gesegnet werden können, machte er auch klar, dass diese Zeremonien eine Option sind, und dass kein Geistlicher dazu gezwungen wird. Nun melden sich Bischöfe und Kardinäle aus immer mehr Ländern zu Wort, teils auch mit heftiger Kritik am Papst.

Kein Geistlicher wird dazu gezwungen, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, dies machte der Papst während seiner überraschenden Ankündigung mehr als klar. Vielmehr soll es für fortschrittliche und offene Kreise innerhalb der katholischen Kirche eine Möglichkeit sein, auf die Bedürfnisse queerer Menschen einzugehen, ohne dass sich für traditionelle und konservative Kirchenmitglieder etwas ändert. Die Regeln für solche Segnungsfeiern sind denn auch ganz klar definiert und dürfen in keinster Weise etwas mit Eheschliessungen zu tun haben.

Während viele Geistliche im Westen, wie etwa in der Schweiz oder auch in Deutschland und Belgien, die Ankündigung des Papstes begrüssten, so wurden andere aber auch auf dem falschen Fuss erwischt, gerade jene in Ländern, in welchen queere Menschen ohnehin einen schweren Stand haben. Viele Bischöfe und Kardinäle haben sich mittlerweile zu Wort gemeldet und dabei teilweise auch nicht mit scharfer Kritik am Papst gespart.

So erklärte etwa die Katholische Kirche in Ungarn, sowie die Bischofskonferenz in Polen, dass sie sich gegen die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren stellen werden. In der Kirche in Kenia war gar von einer möglichen Spaltung der Kirche als Schlussfolgerung auf die Ankündigung des Papstes die Rede: Dabei war aber die Argumentation mehr als fragwürdig. Obwohl der Papst nämlich klar betont hat, dass die Segnung rein gar nichts mit der Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe zu tun hat, so haben gewisse Kreise in Kenia genau dies hineininterpretiert und damit den Papst scharf kritisiert. Zudem erklärten sie, dass man Sünde segne, wenn man queere Paare segne.

Gleich war auch die Reaktion aus Nigeria und anderen Ländern in Afrika, wie etwa Angola, Ghana, Kamerun, Malawi, Sambia, Sao Tome und Principe, Simbabwe oder Uganda: Auch dort wehrte sich die katholische Kirche praktisch geschlossen gegen die Segnung von LGBTI+ Paaren. Viele der Bischöfe machten aber auch klar, dass sie diese Segnungsfeiern, wie sie der Papst nun erlaubt hat, als rein optional ansehen, und dass sie sich nicht dazu verpflichtet fühlen.

Auch aus Kasachstan meldeten sich zwei lokale Kirchenführer und erklärten, dass sie keine Segnungen von gleichgeschlechtlichen Paaren anbieten werden. Ebenso wie in der Ukraine. Obwohl es auch Kritik gab, stellte sich eine Mehrheit der Bischöfe in den USA hinter die Haltung des Papstes, und begrüssten diese Entscheidung. Das Dokument stimme für sie zudem theologisch mit der Tradition und der Lehre der Kirche überein.

Auch Indien zeigte sich offen gegenüber den Segnungen: Kardinal Oswald Gracias von Mumbai, einer der wichtigsten Katholiken des Landes und ein enger Vertrauter von Papst Franziskus, lobt die Ankündigung und erklärte, dass diese Segnungen ganz klar von Indien übernommen würden. Er nutzt dabei auch seine eigene Social Media-Plattformen um seine Standpunkte klar zu machen und um auch die Haltung des Papstes nochmals klar zu machen, dass diese Segnungen nichts mit einer Ehe zu tun haben.

Südafrika, dass bislang immer noch einzige Land in Afrika, welches die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet hat, begrüsste das Schreiben des Papstes ebenfalls. So erklärte die südafrikanische Bischofskonferenz, dass die Segnung von queeren Paaren als Bestätigung gesehen werden könne, dass niemand ausserhalb Gottes Gnade stehe. Sie hoffen zudem, dass die Umsetzung der Erklärung des Papstes auch einen Dialog in Gang setze.

Auch in Kanada zeigt man sich erfreut über die Ankündigung aus dem Vatikan: Dies führe zu einer offeneren und einladenderen Kirche und nicht zu einer Änderung in der kirchlichen Lehre, zeigte sich etwa der Bischof von Vancouver überzeugt. So werde die Definition der Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau beibehalten, und es sei auch klar festgehalten, dass die Segnungsfeiern von gleichgeschlechtlichen Paaren nichts mit einer Ehe zu tun haben. Und auch von der Kirche in Argentinien, der Heimat von Papst Franziskus, kamen positive Rückmeldungen betreffend der Segnungsfeiern.

Der Papst selber reagierte aber auch bereits auf allzu kritische und negative Stimmen und wählte dazu deutliche Worte: Solch unflexible, ideologische Ansichten würden seiner Meinung nach die Kirche daran hindern, überhaupt vorwärts zu kommen.