HINTERGRUND: Erschreckende Zahlen in Bezug auf Obdachlosigkeit bei LGBTI+ Jugendlichen

HINTERGRUND: Erschreckende Zahlen in Bezug auf Obdachlosigkeit bei LGBTI+ Jugendlichen
Obdachlosigkeit und instabile Wohnverhältnisse sind gerade bei queeren Jugendlichen weit verbreitet. Das Trevor Project, welches sich um eben diese jungen Menschen kümmert, hat dazu einen Bericht veröffentlicht, und die Zahlen in den USA sind erschreckend. Damit macht die Organisation deutlich wie dringend nötig die Hilfsangebote für eben diese Jugendlichen sind.

Queere Jugendliche sind bedeutend häufiger von häuslicher Gewalt und damit verbundenen, instabilen Wohnverhältnissen, sowie von Obdachlosigkeit betroffen. So machen sie gemäss Studien rund 7 bis 9 Prozent aller Jugendlichen in der Gesamtbevölkerung aus, jedoch 29 Prozent bei den obdachlosen Jugendlichen. Insbesondere bei trans Jugendlichen sind diese Zahlen enorm hoch: So erleben 23 Prozent der jungen trans Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren Obdachlosigkeit.

Im neuen Homelessness and Housing Instability Among LGBTQ Youth-Bericht des Trevor Project gaben nun insgesamt 16 Prozent der befragten, queeren Jugendlichen an, dass sie schon nicht bei ihren Eltern oder ihren Pflegefamilien übernachtet haben, weil sie von zuhause weggelaufen sind. Davon erklärte mit 55 Prozent mehr als die Hälfte, dass sie flohen, weil sie schlecht behandelt wurden, oder weil sie befürchten mussten, dass sie aufgrund ihrer LGBTI+ Identität schlecht behandelt werden.

Weitere 14 Prozent der queeren Jugendlichen gaben laut dem Trevor Project an, dass sie von ihren Eltern oder Pflegefamilien zuhause rausgeflogen oder von zuhause verbannt wurden. Von diesen erklärten 40 Prozent, dass dies aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder wegen ihrer Geschlechtsidentität passiert sei.

Mehr als jeder vierte LGBTI+ Jugendliche in den USA, rund 28 Prozent, erlebt in seinen jungen Jahren Obdachlosigkeit oder eine instabile Wohnsituation. Dabei zeigen sich grosse Unterschiede unter den verschiedenen Ethnien: Bei indigenen, queeren Jugendlichen liegt der Anteil gar bei 44 Prozent, bei 16 Prozent liegt er bei asiatischen Amerikaner:innen, 27 Prozent sind es bei Weissen wie auch bei LatinX, 26 Prozent bei Schwarzen und 36 Prozent sind es bei multiethischen, jugendlichen LGBTI+ Amerikaner:innen.

Jugendliche trans Menschen und nicht binäre Personen waren noch stärker von Obdachlosigkeit und instabilen Wohnverhältnissen betroffen. Während bei den cis-LGB+ rund 23 Prozent von diesen Lebenssituationen betroffen sind oder waren, so liegt diese Zahl bei jugendlichen trans Frauen bei 38 Prozent, bei trans Männern bei 39 Prozent und bei non-binären Personen bei 35 Prozent.

Um dieser schwierigen Situation für queere Jugendliche wirkungsvoll entgegenzutreten, schlägt das Trevor Project strenge gesetzliche Massnahmen gegen LGBTI+ Diskriminierung und Bullying vor, und zwar in allen Lebensbereichen, vom Arbeitsplatz bis hin zu Schulen. Familien mit Konfliktpotential sollen zudem enger begleitet und beraten werden. Daneben sollen sie bessere Hilfsangebote erhalten, gerade auch was die psychische Gesundheit betrifft. Auch neue Massnahmen gegen Armut würde diesen Familien helfen, erklärt die Organisation.

Diese Lebenssituationen bringen aber noch viel mehr mit sich: 58 Prozent aus instabilen Wohnsituationen, sowie 63 Prozent, welche aktuell obdachlos sind, gaben laut dem Bericht an, dass sie im vergangenen Jahr ernsthaft über Suizid nachgedacht haben. Bei queeren Jugendlichen in stabilen Wohnsituationen liegt dieser Wert bei 35 Prozent. Gar einen Selbstmordversuch unternommen haben 28 Prozent der Jugendlichen aus instabilen Wohnverhältnissen, und 35 Prozent der derzeit obdachlosen Jugendlichen. Bei den übrigen Jugendlichen in stabilen Wohnsituationen liegt dieser Wert bei 10 Prozent.

Ähnlich sieht es in Bezug auf das Risiko für Selbstverletzungen aus: So erklärten 69 Prozent der queeren Jugendlichen aus instabilen Wohnsituationen und 68 Prozent jener in Obdachlosigkeit, dass sie sich deswegen schon selber Verletzungen zugefügt haben. Dies steht im Vergleich zu 49 Prozent, welche in stabilen Wohnverhältnissen leben.

Obdachlosigkeit und unsichere Wohnverhältnisse bringen noch jede Menge weitere Probleme für diese Jugendlichen mit sich: Sie finden sich viel öfters in der Opferrolle wieder, etwa in Bezug auf Gewalt, sie sind viel häufiger auf Pflegeeltern angewiesen und erleben auch öfters Unsicherheiten in Bezug auf ihre Ernähung und dem Zugang zu Lebensmitteln.

Den gesamten Bericht kannst Du hier auf der Seite des Trevor Project nachlesen.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer