Fonds Respect: Kurzfilmprojekt "SON" vom kurdischen Regisseur Saman Hosseinpuor

Fonds Respect: Kurzfilmprojekt "SON" vom kurdischen Regisseur Saman Hosseinpuor
In der Woche vor dem Ausbruch der nationalen Aufstände im Iran drehte der Regisseur Saman Hosseinpuor seinen Kurzfilm „SON" im ländlichen Kurdistan. Die Hintergründe erzählte uns Filmproduzent Philipp Ritler, der vom Fonds Respect bei diesem Projekt berücksichtig und unterstützt wurde.

Durch den Tod von Jina Mahsa Amini, einer jungen Frau mit kurdischen Wurzeln, entflammte im September im Iran ein landesweiter Protest. Grosse Teile der Bevölkerung lehnen sich seit Wochen und zum wiederholten Mal gegen die Unterdrückung der Menschen- und insbesondere der Frauenrechte im totalitären Regime auf. Mit den Worten "Frau, Leben, Freiheit" (kurdisch: Jin, Jiyan, Azadî), dem Slogan einer Arbeiterpartei aus Kurdistan, wird die Revolution von Frauen angeführt und getragen. Bereits im Jahr 2019 kam es im Iran zu Protesten, die blutig niedergeschlagen wurden. Unabhängig von Geschlecht, Ethnie, Alter und Einkommensklasse, ein erneutes Verstummen der feministisch geprägten Revolution ist für viele keine Option - auch wenn es das eigene Leben kostet.

Kurz vor Ausbruch der Proteste, begann der junge Regisseur Saman Hosseinpuor mit den Dreharbeiten zu seinem neusten Kurzfilm "SON". Die Details dazu erzählte uns Filmproduzent Philipp Ritler, der vom Fonds Respect bei diesem Projekt berücksichtigt und unterstützt wurde.

"SON" ist ein Film, der die Geschichte einer jungen trans Frau im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichem Druck und elterlicher Liebe erkundet. Eine Geschichte, erzählt im Kreis der Familie - dem Ort, wo Liebe, Geborgenheit und Fürsorge herrschen sollte und gleichzeitig die Erwartungen und der Druck am höchsten sind.

Gebeutelt von der Corona-Pandemie und aufgrund des anhaltenden Unmuts der iranischen Gesellschaft, waren die Spannungen im Land schon während dem Dreh zu spüren. Der Tod von Jina Mahsa Amini und die immer lauter werdenden Stimmen der Protestierenden veranlassten die Regierung zu immer härteren Restriktionen für die Bevölkerung, die unweigerlich auch den Filmdreh beeinflussten. So wurde der Crew für den letzten Drehtag auf öffentlichem Grund die Genehmigung entzogen.

Mit dem gesellschaftlichen Tabuthema rund um Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung wagt sich der 30-jährige Filmemacher Saman Hosseinpuor an den Rand der Legalität im Iran. Als Schweizer Produktionsfirma will die Dynamic Frame GmbH ihre Privilegien und ihren Handlungsspielraum nutzen um den jungen Regisseur so gut wie möglich zu unterstützen.

Philipp Ritler von Dynamic Frame wurde vom Fonds Respect für den Kurzfilm finanziell unterstützt, doch für die Postproduktion sind sie noch immer auf Gelder angewiesen um mit "SON" auf LGBTQIA+ im Iran aufmerksam zu machen. Im folgenden Interview erfährst du mehr über das Filmprojekt:

gay.ch: Kannst Du Dich und die Filmcrew kurz vorstellen?
Mein Name ist Philipp Ritler, ich bin Filmproduzent aus Zürich und habe mit dem kurdischen Regisseur Saman Hosseinpuor im September den Kurzfilm "SON" in Sanandaj (Kurdistan, Iran) gedreht. Die Crew bestand zu grossen Teilen aus Kurd:innen aus dem Studienumfeld von Saman Hosseinpuor, Kamera führte der Schweizer Kameramann Robin Angst.

Kannst Du uns etwas über euer Kurzfilmprojekt erzählen?
Saman Hosseinpuor liebt das Geschichtenerzählen und schreckt mit seinen Themen nicht vor gesellschaftlichen Tabus zurück. Er sieht es als seine Pflicht an, Lebensrealitäten im kurdischen Kontext zu zeigen und die Geschichte seines Volkes zu erzählen.
Im Film geht es um die Witwe Maryam, die alleine in einer kleinen Hütte in einem Dorf im ländlichen Kurdistan lebt. Von ihrem Sohn, der seinen Wehrdienst in der iranischen Armee leistet, hat sie seit einigen Monaten nichts mehr gehört. Sie entschliesst sich, Farhad in der Kaserne zu besuchen und stellt fest, dass dieser nun als Frau lebt.

Wie seid Ihr auf die Idee für diesen Kurzfilm gekommen?
Die Idee zum Film stammt vom Regisseur Saman Hosseinpuor. Im Iran, wo es schwierig ist als Minderheit die Stimme zu erheben, braucht es oftmals Menschen die für andere einstehen. So möchte Hosseinpuor mit dem Film "SON" ein Zeichen gegen die Unterdrückung von queeren Menschen im Iran setzen.

Was ist euer Ziel mit "SON"?
Wir sind uns bewusst, dass es äusserst ambitioniert und schwierig ist, mit einem Filmprojekt die Diskriminierungssituation von Queers weltweit zu verbessern. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass wir eine geschlechterpolitisch progressive Haltung nicht nur in einer konsensorientierten Bubble anstreben wollen. Unsere Vision ist, dass wir die Diskussion um die Achtung der Menschenwürde und die rechtliche und soziale Benachteiligung aufgrund der Geschlechtsidentität oder der sexuellen Orientierung auch dort wirksam führen, wo uns kein Applaus sicher ist.

Wie habt Ihr die finanziellen Mittel eingesetzt, welche Euch der Fonds Respect zugesprochen hat?
Die Mittel werden für die Plakatgestaltung des Films eingesetzt.

Können sich auch Privatpersonen bei eurem Projekt finanziell engagieren? Falls ja, wie?
Der Film wurde mit einem sehr kleinen Budget umgesetzt und braucht noch immer finanzielle Hilfe in der Postproduktion. Solltest Du das Projekt unterstützen wollen, kannst du dich gerne per Mail an philipp.ritler@dynamic-frame.ch wenden.

Mehr über die Produktionsfirma des Kurzfilms erfährst Du hier: dynamic-frame.ch / Instagram

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