GAMES: LGBTI+ spielen mehr, werden aber von den Herstellern kaum berücksichtigt
Queere Handlungsstränge und Charaktere sind noch immer deutlich untervertreten in den Games, wie eine neue Studie aufzeigt. So schreibt die dafür verantwortliche LGBTI+ Organisation GLAAD in ihrem eben erschienen Bericht, dass Videospiele die Möglichkeit bieten um fantastische Welten zu erforschen, dass Geschichten auf eine neue Art und Weise erlebt werden können, und dass der Alltag simuliert und reale Ereignisse nachgespielt werden können - seien es historische Momente oder aktuelle Sportereignisse.
Queere Menschen existieren auch in der realen Welt und sollten deshalb in der erfundenen und nachgebildeten Welt entsprechen repräsentiert werden, fordert die Organisation daher. Dass dies auch dem Wunsch einer Mehrheit der Gamer entspricht, zeigte eine von GLAAD in Auftrag gegebene Umfrage. Dazu wurden zwischen Juni und August 2023 insgesamt 1‘452 Personen befragt.
Es zeigte sich, dass sich rund 17 Prozent der aktiven Gamer in den USA als der LGBTI+ Community zugehörig identifizieren. Dies ist eine Zunahme von 70 Prozent alleine in den vergangenen drei Jahren. In den Games, welche sie spielen, sind sie jedoch überdeutlich untervertreten, denn nur gerade in zwei Prozent aller Videospiele gibt es queere Charaktere oder Handlungsstränge. 72 Prozent der queeren Gamer erklärten aber, dass sie sich besser fühlen würden, wenn sie LGBTI+ Charaktere und Geschichten in den Videospielen sehen würden, welche ihre sexuelle Orientierung oder ihre Geschlechtsidentität gut repräsentieren. In der Altersgruppe der 13- bis 17-Jährigen waren es mit gar 78 Prozent am meisten.
Entsprechend ist auch der Wunsch nach mehr LGBTI+ Sichtbarkeit in den Spielen gross in der Community: So gaben 68 Prozent der queeren Gamers an, dass sie es sich wünschen, dass es mehr inklusive Spiele geben würde. Bei den nicht-queeren Spielenden ist dieses Bedürfnis mit 21 Prozent jedoch weniger vorhanden.
Für viele LGBTI+ Gamer bieten Videospiele oftmals auch eine Flucht vor Problemen im Alltag, wie die Studie ebenfalls zeigte. So erklärte rund die Hälfte, dass sie sich in er Gaming Community besser aufgehoben fühlen als im echten Leben. Sogar rund zwei Drittel meinten auch, dass sie virtuell sich besser selber sein können, und zwar auf eine Weise, wie sie es sich im realen Leben nie getrauen würden. Für etwas mehr als ein Drittel der LGBTI+ Spieler:innen stellt Gaming gar der einzige soziale Kontakt dar, den sie mit anderen Menschen regelmässig pflegen.
Weiter zeigte sich auch, dass LGBTI+ sowohl mehr Zeit an Spielkonsolen und bei Computerspielen verbringen, wie auch bei Spielen am Mobile. Während bei den Games am Handy etwas mehr als die Hälfte der nicht-queeren Spielenden angaben, dass sie mehr als vier Stunden pro Woche spielen, so sind es bei den LGBTI+ bereits rund zwei Drittel. Bei den Spielkonsolen und PC-Games ist dieser Unterschied mit 64 respektive 69 Prozent viel kleiner.
Für GLAAD ist daher klar, die LGBTI+ Community ist praktisch unsichtbar, obwohl sie einen bedeutenden Anteil an Spielenden ausmachen. Dass es sich auch für die Game-Hersteller durchaus lohnen könnte, bei ihren Videospielen mehr auf Inklusion und Diversität zu setzen, zeigte sich ebenfalls in der Studie, denn LGBTI+ Gamer sind in etwa gleich ausgabefreudig wie nicht-queere Gamer, wenn es um das Budget in diesem Bereich geht.