GESUNDHEIT: Zwei Injektionen pro Jahr und zu 99 Prozent vor einer HIV-Infektion geschützt

GESUNDHEIT: Zwei Injektionen pro Jahr und zu 99 Prozent vor einer HIV-Infektion geschützt
Es soll nicht nur vielsprechender als herkömmliche PrEP-Medikamente sein, sondern statt der täglichen Tablette reichen neu auch nur noch zwei Injektionen im Jahr. In den USA wurde nun das neue, hochwirksame HIV-Präventionsmedikament Yeztugo, auch bekannt als Lenacapavir, durch die Arzeimittelbehörde zugelassen. Ob es wohl bald auch in der Schweiz erhältlich sein wird?

Geht es nach den amerikanischen Wissenschaftler:innen, dann ist es ein neuer Meilenstein, gar die beste Chance in ingesamt bereits 44 Jahren HIV-Prävention. Die Rede ist vom neuen HIV-Präventionsmedikament Yeztugo, auch bekannt als Lenacapavir oder kurz LEN, welches von Gilead Science stammt eben durch die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA, die Food and Drug Administration, zugelassen wurde. 

Das Medikament soll anhand klinischer Studien, welche bereits im vergangenen September präsentiert wurden, nicht nur noch effektiver als die derzeit bereits erhältlichen, hochwirksamen PrEP-Medikamente sein, sondern aufgrund der veränderten Einnahme soll es auch ein wahrer "Gamechanger" sein. Viele Menschen haben Mühe mit der täglichen Einnahme von PrEP, etwa indem sie immer wieder vergessen die Tablette zu nehmen. Durch die Injektion alle sechs Monaten wird das Risiko des Vergessens vermindert, da die Abgabe kontrollierter stattfinden wird.

Yeztugo ist das erste HIV-Präventionsmedikament, das nur zwei Mal im Jahr verabreicht werden muss, das ebenfalls zuverlässig vor einer HIV-Infektion schützt und von der US-Arzneimittelbehörde zugelassen wurde. Bislang gibt es mit Cabotegravir erst ein zugelassenes Medikament mit Langzeitwirkung, doch dieses muss alle zwei Monate mit einer Spritze verabreicht werden.

Der Preis für Yeztugo ist noch sehr hoch und beläuft sich in den USA auf rund 3'450 Dollar pro Monat, wie NBC News berichtet. In der Schweiz ist ebenfalls von rund 23'000 Franken pro Person und Jahr die Rede. Doch die Kosten dürften nach der Zulassung nun sinken. So hat auch die AIDS Vaccine Advocacy Coalition (AVAC) bereits einen Aufruf an Gilead Science gerichtet um die Kosten auf weniger als 100 Dollar zu senken. Die Produktionskosten sollen nämlich laut Experten bei rund 40 Dollar liegen. Doch auch die jahrelange Entwicklung und Forschung bis zum fertigen Medikament muss mit einberechnet werden, weshalb die Preise noch sehr hoch sind.

Wie Gilead bekannt gibt, habe man aber bereits mit sechs Pharmafirmen Lizenzverträge abgeschlossen, um Generika für Länder mit niedrigem Einkommen zu produzieren. Doch diese Produktion ist nach wie vor stark limitiert, wie Fachleute kritisieren. Aus diesem Grund fordern sie nun, dass Regierungen und andere Geldgeber entsprechende Mittel zur Verfügung stellen um Yeztugo einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, insbesondere in Ländern mit nach wie vor sehr hohen HIV-Neuinfektionen. 

Das Medikament kommt gerade zu einer kritischen Zeit auf den Markt, denn die Regierung Trump hat Gelder für Entwicklungshilfen gerade auch im Bereich von HIV/Aids massiv zusammengestrichen, wenn nicht sogar ganz anulliert. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass sich die internationale Gemeinschaft mit der Wirtschaft, darunter Gilead, und anderen Geldgebern wie dem U.S. President’s Emergency Plan for AIDS Relief und der Gates Foundation zusammenschliessen, um diese Chance zu nützen, damit noch mehr Menschen von diesem Medikament profitieren können. 

Dazu, ob und ab wann Yeztugo in der Schweiz erhältlich sein wird, hat sich Gilead noch nicht geäussert. Das Unternehmen muss dazu erst die entsprechenden Unterlagen für ein Zulassungsverfahren einreichen. Entsprechend ist auch unklar, ob das neue Medikament dann auch durch die Krankenkassen übernommen würde. Aktuell werden jene PrEP-Medikamente durch Krankenkassen bezahlt, welche mit einer täglichen Tablette eingenommen werden. 

In der Schweiz gibt es aktuell noch rund 350 HIV-Neuinfektionen pro Jahr, weltweit gesehen sind es rund 1.3 Millionen. Das internationale Ziel ist es bis ins Jahr 2030 keine HIV-Neuinfektionen mehr zu haben, weltweit. Das neue Medikament könnte ein weiterer, wichtiger Baustein sein um dieses Ziel zu erreichen.

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Auf der Webseite von www.drgay.ch findest Du die wichtigsten Informationen, sowie Adressen zu Testmöglichkeiten.