MEDIZIN: Neuer Wirkstoff soll wirksamer als herkömmliche PrEP-Medikamente sein
Die HIV-Forschung macht derzeit grosse Fortschritte: Zwar ist eine Heilung noch immer nicht möglich, doch die Behandlungsmöglichkeiten und auch die Prävention entwickeln sich derzeit rasant. Das US-Pharmaunternehmen Gilead hat nun die Resultate der jüngsten klinischen Phase-3-Studie für das Medikament Lenacapavir vorgestellt - und diese haben sogar die Erwartungen noch übertroffen.
Das HIV-Präventionsmedikament, welches alle sechs Monate injiziert wird, entpuppte sich als hochwirksam und zeigte sogar noch bessere Resultate als die derzeit zugelassenen PrEP- und HIV-Präventionsmedikamente, welche als Pillen täglich eingenommen werden müssen.
Wie Daniel O'Day, CEO von Gilead Science, erklärt, habe das Medikament mit bemerkenswerten Ergebnissen in zwei Phase-3-Studien gezeigt, dass es das Potential habe, die HIV-Prävention zu verändern und dazu beitragen könne, die Epidemie zu beenden. Da man nun umfassende Daten habe, gehe es jetzt darum mit Partnern aus den Bereichen Regulierung, Regierung und öffentlicher Gesundheit zusammenzuarbeiten, um das Medikament im Falle einer Zulassung schnellstmöglich allen zur Verfügung zu stellen, die es wünschen oder benötigen.
Wie Gilead berichtet, habe man die Medikamente für die Studie an Menschen, die als besonders HIV gefährdet gelten, in Argentinien, Brasilien, Mexiko, Peru, Südafrika, Thailand und in den USA getestet. Dies waren cis- und trans Männer, trans Frauen, sowie non-binäre Personen, welche Sex mit bei der Geburt als männlich gelesenen Personen haben. Von den insgesamt 2‘180 Teilnehmenden habe es nur zwei Personen gegeben, welche HIV-positiv getestet wurden, was einem Wirkungsgrad von 99.9 Prozent entspreche.
Auch andere Wissenschaftler zeigten sich überzeugt von Lenacapavir. So heisst es etwa vom HIV+ Hepatitis Policy Institute in Washington DC, dass das HIV-Präventionsmedikament aufgrund der jüngsten Studienergebnisse als Wundermittel bezeichnet werden könne. Diese Resultate würden optimistisch stimmen, so dass eine offizielle Zulassung durch die US-Arzneimittelbehörde, die Food and Drug Administration FDA, schon im Jahr 2025 möglich sein könnte.
Wann eine Zulassung in der Schweiz angestrebt wird, ist nicht bekannt, auch nicht, ob diese Langzeitvariante von PrEP dann auch durch die Krankenkasse gedeckt werden würde. Das Medikament würde die erste Möglichkeit darstellen, einen umfassenden Schutz mit nur zwei Injektionen jährlich zu erzielen. Andere Medikamente mit Langzeitwirkung müssen derzeit noch häufiger verabreicht werden.