BRASILIEN: 5 Morde im Zusammenhang mit Dating Apps

BRASILIEN: 5 Morde im Zusammenhang mit Dating Apps
Seit März sind in Brasilien im Raum São Paulo bereits mindestens fünf Männer ermordet worden, nachdem sie sich über queere Dating Apps verabredet haben. Dutzende weitere Männer haben sich zudem gemeldet, dass sie Opfer von bewaffneten Raubüberfällen wurden, als sie sich auf Profile gemeldet haben, welche offenbar gefälscht waren. LGBTI+ Organisationen mahnen zur Vorsicht!

Achtung: In diesem Artikel geht es um massive Gewalt gegen LGBTI+.

Brasilien ist seit Jahren trauriger Spitzenreiter, wenn es um Morde an LGBTI+ Menschen geht. Trotz einer ziemlich liberalen Gesetzgebung inklusive der Ehe für alle, gehören Queerfeindlichkeiten vielerorts trotzdem zum Alltag. Derzeit warnen LGBTI+ Organisationen von einer neuen Welle an Gewalt im Zusammenhang mit Dating Apps. So sind alleine seit März diesen Jahres im Raum São Paulo bereits fünf Männer ermordet worden, welche sich eigentlich zu einem Date verabredet haben. Dutzende weitere Männer wurden zudem bei ähnlichem Vorgehen Opfer von bewaffneten Raubüberfällen.

Derweil werden auch schwere Vorwürfe gegen die Polizei und die Strafverfolgungsbehörden laut: So sollen sie die Fälle zwar untersuchen, doch es wird wenig unternommen um ein LGBTI+ freundliches Umfeld zu schaffen, damit sich queere Opfer auch sicher fühlen und sich tatsächlich melden. Gerade diese Umstände sorgen dafür, dass LGBTI+ zur Zielscheibe von Gewalt und Verbrechen werden. Viele vertrauen den Behörden nicht, was sie zu leichteren Opfern macht.

Eine Ermittlerin in einem der Fälle sprach mittlerweile von einem Muster bei den aktuellen Morden und Gewaltverbrechen, welches sich offenbar gezielt gegen queere Männer richte. Eine offizielle Bestätigung diesbezüglich von der Polizei fehlt aber nach wie vor.

Schwule Männer würden von den Tätern mit gefälschten Profilen über Dating Apps wie Hornet oder Grindr angeschrieben. Das Vorgehen sei derart perfide, dass sie während Tagen auch in anderen Sozialen Medien gefälschte Profile erstellen um ihre Identitäten glaubhafter darzustellen, erklärten die Ermittler. Die Opfer kritisieren derweil, dass gewisse Profile, obwohl sie eindeutig mit Verbrechen im Zusammenhang stehen, danach noch lange online ersichtlich waren, ohne dass sie gelöscht wurden.

Bei einen Treffen gehen die Täter äusserst brutal vor. In einem Fall wurde einem Opfer noch am Treffpunkt auf der Strasse das Mobiltelefon entwendet, bevor er mit einem Kopfschuss getötet wurde. Einem anderen wurde die Pistole angesetzt, um die Herausgabe des Mobiltelefons inklusive des Passworts zu erzwingen. Danach wurden über die Apps die Bankkonten leergeräumt und die Kreditkarten verwendet.

Dass zumindest gewisse Taten zusammenhängen könnten, zeigt, dass beispielsweise die selbe Strasse im Stadtviertel Sacomã in São Paulo als Treffpunkt abgemacht wurde, und/ oder, dass das selbe Profil benutzt wurde. Die Polizei weigert sich aber bislang generell Details zu den Fällen bekanntzugeben, auch gibt sie keine Auskunft darüber, ob gewisse Taten zusammenhängen könnten.

Grindr teilte mittlerweile mit, dass man Kenntnis darüber habe, dass Plattformen wie die ihre in Brasilien auch dazu missbraucht werden um LGBTI+ Menschen ins Visier zu nehmen. Die Plattform macht dabei darauf aufmerksam, dass man eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeite, und dass die App auch über Hilfestellungen verfüge und Ratschläge in Bezug auf die Sicherheit anbiete.

Auch Hornet bezog bereits Stellung zu den aktuellen Vorkommnissen in Brasilien und erklärte, dass man alle Berichte diesbezüglich anschaue und prüfe.

Safer Dating - Tipps rund um sicheres Online-Dating:

Keine persönlichen Informationen und Wohnadressen austauschen, bevor man einer Person nicht wirklich vertrauen kann.

Erst an einem öffentlichen Ort, wo es auch viele, andere Menschen hat, treffen.

Auch noch einen Freund informieren, wann und wo man zu einem Date geht, damit noch jemand Bescheid weiss, falls es zu einem Zwischenfall kommt.

Nicht zu viel Alkohol trinken und auf sein Glas aufpassen, etwa wegen Drogen und K.o.-Tropfen.

Das Mobiltelefon sollte immer geladen sein, damit man zur Not auch Hilfe anfordern kann.

Und ganz wichtig: Auf das Bauchgefühl hören. Niemand zwingt einem an einem Ort zu bleiben: Wenn man sich unwohl fühlt, dann soll man lieber gehen als bleiben.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer