BRASILIEN: LGBTI+ schöpfen neue Hoffnung nach der Ära Bolsonaro

BRASILIEN: LGBTI+ schöpfen neue Hoffnung nach der Ära Bolsonaro
Erstmals wurde in Brasilien ein amtierender Präsident abgewählt: Der linke Luiz Inácio Lula da Silva hat sich gegen den Rechtspopulisten Jair Bolsonaro - wenn auch nur knapp - durchgesetzt. Dieser Wahlsieg bedeutet vor allem für queere Menschen und in Bezug auf die Menschenrechte neue Hoffnung nach einigen äusserst düsteren Jahren.

Es wurde gefeiert in der LGBTI+ Community in Brasilien, denn mit Luiz Inácio Lula da Silva verbinden queere Menschen im Land viele neue Hoffnungen. Dass er nun am vergangenen Sonntag die Präsidentschaftswahlen für sich entscheiden konnte und der Ära Bolsonaro ein Ende bereitete, wird von vielen als Neuanfang gedeutet.

Die Hinterlassenschaft von Jair Bolsonaro wiegen denn auch schwer auf: Die Gewalt gegen LGBTI+ Menschen erreichte einen neuen Höhepunkt und die Attacken wurde nicht selten sogar unter Berufung auf Bolsonaro ausgeführt. Seine hasserfüllte Rhetorik trug einen wichtigen Teil zum erstarkten, queerfeindlichen Klima im Land bei. Hinzu kam seine Ablehnung von Abtreibungen, sowie die massive Förderung der Abholzung des Amazonas Regenwalds. Auch hielt Bolsonaro nicht damit zurück, offen seine Bewunderung für die ehemalige Militärdiktatur Brasiliens kund zu tun.

Aus einem anfänglich deutlichen Vorsprung von Lula bei den Umfragen vor den Wahlen, wurde schliesslich ein äusserst knappes Ergebnis. Nach dem ersten Wahlgang folgte nun am Sonntag die Stichwahl. Bolsonaro lag da zwischenzeitlich gar in Führung, doch als mehr Stimmen ausgezählt wurden, wendete sich das Blatt und Lula lag schlussendlich mit fast 51 Prozent der Stimmen knapp vor Bolsonaro mit 49 Prozent.

Die Kommentare von Menschenrechts- und LGBTI+ Aktivist:innen fielen denn auch sehr deutlich aus: Bolsonaro sei eine Katastrophe für die Menschenrechte gewesen, sowohl im In- wie auch im Ausland, hiess es beispielsweise von Human Rights Watch. Weiter forderte die Organisation, dass die schädliche Politik von Bolsonaro rückgängig gemacht werden müsse, um Brasilien in Bezug auf die Menschenrechte wieder voranzubringen, insbesondere wenn es um marginalisierte Bevölkerungsgruppen gehe.

Als einer der wichtigsten Tage in ihrem Leben bezeichnete trans Aktivistin Linda Brasil den gestrigen Sonntag. Die Abgeordnete im Bundesstaat Sergipe erklärte via Twitter zudem, dass nur LGBTI+, Frauen, Schwarze, Indigene und alle anderen Personen, welche Opfer der Hassreden dieses „faschistischen Verlierers“ wurden, nachvollziehen können, was dieser Aufschrei bedeutet hat, als der Sieg von Lula verkündet wurde.

Ähnlich klang es auch von der trans Abgeordneten Duda Salabert. Via Twitter schrieb sie: Für uns ein Sieg und Hoffnung, für Bolsonaro eine Niederlage und ein Ende in der Kanalisation der Geschichte. Herzliche Gratulation an Lula, herzliche Gratulation an Brasilien, wir haben gewonnen!“ Ein Ende von Brasiliens Misere forderte zudem auch trans Kongressabgeordnete Robeyoncé Lima.

Jair Bolsonaro hat bereits während seinem ersten Wahlkampf nie einen Hehl aus seiner LGBTI+ Feindlichkeit gemacht. Ebenso eiferte er Donald Trump und dessen Politik nach, was ihm bald den Übernamen Trump Südamerikas einbrachte. Fortan machte er vor allem Politik gegen Minderheiten, wie eben auch die LGBTI+ Community. Erst als ein Gericht urteilte, dass LGBTI+ Feindlichkeiten strafbar sind, mässigte er sich, zumindest in der Öffentlichkeit.

Vor Lula liegen nun schwierige Zeiten: Ungewiss ist etwa, ob Bolsonaro die Niederlage einfach so annimmt oder ob er sich weigern wird. Auch hat Lula nun die Aufgabe das Land zu vereinen und sich das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik zurückzuholen - auch jenes der LGBTI+ Community!