BRASILIEN ist einmal mehr das gewalttätigste Land für LGBTI+

BRASILIEN ist einmal mehr das gewalttätigste Land für LGBTI+
In Brasilien treffen Welten aufeinander: Einerseits ist die Gesetzgebung des Landes in Bezug auf die Rechte von queeren Menschen liberal, doch auf der anderen Seite ist Brasilien einmal mehr jenes demokratische Land mit den meisten Morden an LGBTI+ weltweit. Durchschnittlich alle 34 Stunden wird im Land ein queerer Mensch aus LGBTI+ feindlichen Motiven ermordet.

Jedes Jahr veranstaltet Sao Paulo die grösste Pride der Welt mit jeweils mehreren Millionen Teilnehmenden, zudem hat das Land die Ehe für alle geöffnet und es gibt auch Gesetze zum Schutz der LGBTI+ Community. Doch trotzdem ist Brasilien seit einigen Jahren das gewalttätigste Land für queere Menschen. Alleine im vergangenen Jahr wurde wieder alle 34 Stunden ein Mord gezählt. Insgesamt waren es 2022 somit wieder 256 Morde, wie die LGBTI+ Organisation Grupo Gay da Bahia in ihrem jährlich veröffentlichten Bericht schreibt.

Dabei stellt die Organisation auch grosse Unterschiede innerhalb des Landes fest: In Bezug auf die Einwohnerzahl ist das für brasilianische Verhältnisse kleine Timom im Bundesstaat Maranhao für Mitglieder der LGBTI+ Community die gefährlichste jener Städte mit mehr als 100’000 Einwohner:innen. Dort passierten 62 Mal mehr Morde als in der Metropole Sao Paulo. Der queerfreundlichste Bundesstaat ist Rio Grande do Sul mit Porto Alegre als grösste Stadt.

Laut Grupo Gay da Bahia war der Nordosten des Landes die gefährlichste Region für Queers mit 111 Mordopfern, was rund 43.3 Prozent der Morde im ganzen Land ausmacht. Bei den einzelnen Bundesstaaten führt Bahia mit 27 Mordfällen die traurige Rangliste an, gefolgt von Sao Paulo mit 25 und Pernambuco mit 20. Eine erfreuliche Entwicklung machte hingegen die Touristenhochburg Rio de Janeiro durch: Während der Bundesstaat im 2021 mit 27 Morden noch an dritter Stelle stand, so verzeichnete Rio im vergangenen Jahr einen drastischen Rückgang auf noch 12 Fälle, was Platz 9 entspricht.

Die aktuellen Zahlen sind nach wie vor enorm hoch, sind jedoch bereits eine Verbesserung gegenüber den Jahren zuvor, wobei ein Vergleich aufgrund der Pandemie aktuell schwierig ist. In den Jahren 2011 bis 2018 wurde der vorläufige Höchststand gezählt, mit 552 Morden in einem Jahr. Dies entspricht rund einem Mord alle 16 Stunden. Die Grupo Gay da Bahia hält aber auch fest, dass dies nur die Spitze des Eisbergs sein dürfte, denn viele queere Opfer würden gar nicht als solche erfasst. Zudem zählt die Organisation nur Opfer, welche aus LGBTI+ feindlichen Motiven umgebracht wurden.

Die neue Regierung von Luiz Inácio Lula da Silva will sich nun verstärkt dem Schutz der LGBTI+ Community widmen. Dies ist nach den bitteren Jahren unter Jair Bolsonaro dringend nötig. Lula hat dazu Symmy Larrat an Bord geholt, welche sich als erste trans Person im Ministerium für Menschenrechte explizit um die Rechte queerer Menschen kümmert. Larrat bezeichnet sich selber als Feministin und Aktivistin, und sie war auch Präsidentin des nationalen LGBTI+ Verbandes. Unter Dilma Roussef war sie zudem bereits Koordinatorin für die Rechte von queeren Menschen.

Dass sich Symmy Larrat insbesondere um den Schutz von trans Menschen kümmern muss, belegen auch hier wieder die neusten Zahlen: In Brasilien wurde im Jahr 2022 alle drei Tage eine trans Person ermordet, 114 insgesamt. In den USA waren es im gleichen Zeitraum 32 Personen. Die Anstrengungen müssen diesbezüglich massiv ausgebaut werden, denn schlussendlich ist jedes Opfer von LGBTI+ Feindlichkeiten eines zu viel!