CHINA: Es wird immer enger für die LGBTI+ Community

CHINA: Es wird immer enger für die LGBTI+ Community
Im vergangenen Jahr hat die Shanghai Pride überraschend alle geplanten und zukünftigen Anlässe bis auf weiteres abgesagt, und nun gibt es neue besorgniserregende Neuigkeiten aus der Stadt. Die dortige Universität soll offenbar Listen über offen queere Student:innen und deren Ansichten und psychische Gesundheit führen, und bislang weiss niemand den genauen Grund dafür.

Das Beschränken der persönlichen Freiheiten und das umfassende Sammeln von Daten über Bürger:innen geht in China offenbar in unvermitteltem Tempo weiter. Erst im vergangenen Jahr hat die Shanghai Pride das Handtuch geworfen und erklärt, dass man künftig keine Anlässe mehr durchführen könne, da der Druck seitens der Regierung zu gross geworden sei. Man habe sich zu diesem Schritt entschieden, um die involvierten Organisator:innen zu schützen. Damit fand der grösste und älteste Pride-Anlass Chinas sein trauriges Ende.

Nun kommen neue, besorgniserregende Neuigkeiten aus der chinesischen Millionenmetropole. Die Shanghai Universität hat offenbar begonnen, alle Abteilungen aufzufordern, um Daten über „nicht-heterosexuelle“ Studierende bekanntzugeben. Ein Weibo-Nutzer machte diese Praktiken öffentlich, und drückte gleichzeitig seine Empörung darüber aus. Egal ob die Absichten der Schule und Universitäten gut sind oder nicht, diese Vorgehensweise sei entsetzlich, so der Nutzer weiter.

Seine Anschuldigungen untermauerte er mit einem Screenshot von einer Anordnung der Universitätsleitung. Als eine Umfrage bezeichnet, steht darin geschrieben, dass gemäss einer Anordnung alle Abteilungen der Universität Informationen zu LGBTI+ Student:innen untersuchen und berichten müssen. Dabei sowohl von homosexuellen, wie auch von trans Studierenden, und von allen, welche sich als nicht-heterosexuell bezeichnen.

Wie Chats auf Weibo zeigen, scheint die Shanghai Universität nicht die einzige Hochschule zu sein, welche diese Informationen erfasst. Dabei geht es offenbar vor allem darum, die politischen Ansichten, die sozialen Kontakte und die Lebensentwürfe dieser Studierenden zu erfassen. Die Universitäten sollen zudem auch dazu angehalten werden, die psychische Verfassung der LGBTI+ und mögliche psychischen Beschwerden zu melden.

Die Kontrolle der Zentralregierung in Peking schränkt offenbar immer mehr auch die grundlegenden Menschenrechte von LGBTI+ ein. Erst vor wenigen Wochen hat der chinesische Social Media-Gigant WeChat damit begonnen, queere Gruppen zu sperren oder deren Inhalte zu löschen. Damals gab man als Begründung an, dass man der Regierung proaktiv vorgreifen wolle, da weitere Zensuren von LGBTI+ Inhalten zu befürchten seien.

Die LGBTI+ Community zeigt sich in den Sozialen Medien, wo sich die Informationen über das Sammeln der Daten in Windeseile verbreitet haben, äusserst besorgt. Die Shanghai Universität hat bislang noch keine Stellung zu den angeblichen Aufforderungen und der Dokumente abgegeben. Die Community ist jedenfalls aufgeschreckt und hielt auch mit ihrer Kritik an der Leitung der Hochschule nicht zurück.