CHINA: Hunderttausende fordern Marriage Equality
Während rund einem Monat konnte die Öffentlichkeit ihre Änderungsvorschläge und Wünsche für eine Reform des Zivilgesetzes einreichen und damit - zumindest versuchen - Einfluss auf diesen Prozess zu nehmen. Am vergangenen Freitag endete diese Periode und wie nun bekannt wurde haben rund 190‘000 Bürger*innen einen Antrag zur Anerkennung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare eingereicht. In China ist nämlich die Ehe für alle nicht explizit verboten, aber es gibt auch keine Gesetze, welche gleichgeschlechtliche Beziehungen anerkennt.
Die LGBTI+ Organisation Yanzi zeigte sich hoch erfreut über die vielen Anträge: Noch anfangs November richteten sie einen Aufruf an die Community, um zu erreichen, damit wenigstens 100‘000 Anträge gestellt werden. Dieses Ziel sei innert weniger Tage bereits erreicht worden, und dass es nun sogar fast 200‘000 wurden sei eine grosse Überraschung. Doch es blieb bei weitem nicht nur bei diesen Schreiben. Online hätten Hunderttausende ihre Liebesbotschaften und persönlichen Geschichten gepostet, zudem hätten sich auch Eltern für ihre queeren Kinder eingesetzt und den Abgeordneten direkt geschrieben.
Dass sich nun in Bezug auf die Ehe für alle etwas ändern wird, darf bezweifelt werden, auch nach der Einreichung dieser Anträge. Von der Sektion über Ehe und Familie im Zivilgesetz wurde nämlich vor kurzem die dritte und finale Version öffentlich vorgestellt, und da war eine Öffnung der Ehe wie erwartet nicht vorgesehen. Bereits im August machte dies zudem Zang Tiewei, ein Sprecher der Regierung, deutlich. Das aktuelle System der Ehe gehe mit den chinesischen Tradition und der Kultur einher, und zudem würden die meisten Länder dieser Erde die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare nicht anerkennen, fügte er an.