ESTLAND: Mehrheit der Bevölkerung unterstützt nun die Ehe für alle

ESTLAND: Mehrheit der Bevölkerung unterstützt nun die Ehe für alle
Wenn es um die Rechte für queere Menschen geht, dann hat Estland in den vergangenen wenigen Jahren eine rasante Entwicklung hingelegt. Dabei zeigt sich, dass die Premierministerin und auch der Parlamentspräsident mittlerweile die Unterstützung der Bevölkerung geniessen, wenn sie ankündigen, dass eines ihrer Ziele die Öffnung der Ehe ist.

Es ist ein enormer Wandel, welcher Estland im vergangenen Jahrzehnt hingelegt hat: Noch 2012 sprachen sich gerade einmal 34 Prozent der Befragten für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare aus, und 60 Prozent waren dagegen. Mittlerweile hat sich das Verhältnis gedreht und eine Mehrheit in der Bevölkerung unterstützt die Ehe für alle. Alleine in den vergangenen zwei Jahren konnten die Befürworter um ganze sechs Prozent zulegen.

Damit zeigt sich auch, dass die Ankündigung von Premierministerin Kaja Kallas, dass sie sich in ihrer vor wenigen Wochen begonnenen, zweiten Amtszeit für die Ehe für alle einsetzen wolle, auch von einer Mehrheit der Bevölkerung mitgetragen wird. In die gleiche Richtung äusserte sich auch der Parlamentspräsident Lauri Hussar, welcher in einem Interview erklärte, dass die Gesetze in wenigen Wochen geändert werden könnten um die Ehe zu öffnen.

Wie meist bei dieser Frage, so liegt die Zustimmung bei den jungen Erwachsenen am höchsten. So sprachen sich in der Umfrage drei Viertel der befragten 20- bis 29-Jährigen für die Öffnung der Ehe aus.

Wie das Menschenrechtszentrum von Estland erklärt, sei dieses Resultat auch eine klare Botschaft an die Parteien: Wer die junge Generation für sich gewinnen will, der muss für die Menschenrechte aller Einwohner:innen von Estland einstehen. Die Organisation setzt sich seit langem für die Rechte queerer Menschen ein, und führt bereits seit 2012 entsprechende Umfragen durch, um den Puls in der Bevölkerung gegenüber LGBTI+ Anliegen zu messen.

Das Zentrum nutzt etwa persönliche Geschichten um die queere Sichtbarkeit im Alltag zu stärken, und sie gehen aber auch vor Gericht um ihre Ziele zu erreichen. Indem sie offen darüber berichten können sie das Verständnis für die Anliegen der Community verbessern, und auch aufzeigen, welchen Problemen gleichgeschlechtliche Paare im Alltag begegnen.

Wie das Menschenrechtszentrum zum aktuellen, bislang ausführlichsten Bericht weiter schreibt, habe nicht nur der Zuspruch für die Ehe für alle zugenommen, sondern auch betreffend dem Adoptionsrecht. Immer mehr würden auch in Estland sehen, dass eine Familie auch eine Familie sein kann, wenn Kinder bei zwei Müttern oder zwei Vätern aufwachsen. So gaben bereits mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sie finden, dass gleichgeschlechtlichen Paaren auch die Adoption ermöglicht werden soll.

Estland kennt seit dem 1. Januar 2016 bereits ein Partnerschaftsgesetz für gleichgeschlechtliche Paare.