GHANA: Kardinal spricht sich gegen Kriminalisierung von Homosexualität aus
Ghana plant derzeit die Gesetze gegen queere Menschen enorm zu verschärfen. Ein entsprechender Gesetzesentwurf liegt bereits vor und wurde auch bereits teilweise gutgeheissen. So drohen bereits bis zu drei Jahre Haft, wenn man sich bloss als LGBTI+ identifiziert oder wenn man gleichgeschlechtlichen Aktivitäten nachgeht, und wer sich für die Rechte queerer Menschen einsetzt, der kann sogar bis zu zehn Jahre ins Gefängnis gesteckt werden.
Noch im August erklärten verschiedenste, christliche Gruppierungen zusammen mit Bischöfen, dass die westliche Welt aufhören solle, Druck gegen sie auszuüben, indem sie versuchen, ihnen unannehmbare fremde Kulturen aufzuzwingen. Damit meinten sie unter anderem Homosexualität, was sie als etwas westliches betrachten, welches in der Kultur Ghanas nicht existiere.
Nun meldete sich Kardinal Peter Turkson zu Wort und wehrte sich konkret gegen diese Aussagen, aber auch gegen die Verschärfung der Anti-LGBTI+ Gesetze. Seine Ansichten seien gegenteilig zu jenen der römisch-katholischen Bischöfe, welche Homosexualität als verachtenswert ansehen. So sprach sich Turkson für die Entkriminalisierung von Homosexualität aus und forderte zusätzlich, dass man Menschen viel mehr helfen sollte, damit sie dieses Thema besser verstehen.
Im Interview in HARDtalk bei der britischen BBC erklärte Turkson weiter, dass LGBTI+ daher nicht kriminalisiert werden dürfen, da sie keine Verbrechen begehen. Die Menschen sollen vielmehr lernen was diese Realität, dieses Phänomen, überhaupt sei. Es brauche daher viel Aufklärungsarbeit um der Bevölkerung beizubringen, was ein Verbrechen ist und was nicht, erklärt der Kardinal weiter. Weiter lehnte er aber auch die Verknüpfung von LGBTI+ Rechten mit Entwicklungshilfe klar ab.
Um zu belegen, dass Homosexualität selbstverständlich auch in Ghana existiert, nannte Turkson das Wort Akan in der ghanaischen Sprache. Dieser Ausdruck stehe sowohl für Frauen, die sich wie Männer verhalten, aber auch für Männer, die sich wie Frauen verhalten, führt der Geistliche weiter aus. Dies sei ein klarer Hinweis dafür, dass Homosexualität nicht etwas sei, dass von aussen nach Ghana gebracht wurde. Wenn schon Ausdrücke dafür bestehen, dann könne dies nur bedeuten, dass dies der ghanaischen Gesellschaft nicht ganz fremd sei, so Turkson weiter.
Die Stimme von Peter Turkson könnte Gewicht haben in der ganzen Debatte. Er wurde innerhalb der katholischen Kirche auch bereits als möglicher Papst-Nachfolger gehandelt.