GRIECHENLAND: Opposition wählt schwulen Mann zum Parteivorsitzenden

GRIECHENLAND: Opposition wählt schwulen Mann zum Parteivorsitzenden
Zahlreiche Staaten in Europa haben bereits queere Politiker:innen in den höchsten Ämtern und nun zog auch Griechenland nach: Auf den ehemaligen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras folgt nun Stefanos Kasselakis als Parteivorsitzender von Syriza, der sozialistischen Oppositionspartei. Er ist damit der erste queere Vorsteher einer der grossen Parteien in Griechenland.

Nach grossen Verlusten für Syriza bei den Wahlen im Mai und Juni diesen Jahres erklärte der ehemalige griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras seinen Rücktritt. Zu seinem Nachfolger wurde nun Stefanos Kasselakis gewählt. Es ist somit das erste Mal, dass ein Mitglied der LGBTI+ Community in Griechenland Vorsitzender einer der grossen Parteien des Landes wird.

Der 35-jährige Kasselakis erklärte dazu, dass Griechenland bereit sei einen fähigen, unbestechlichen, nicht vorbelasteten Ministerpräsidenten zu bekommen, der zufällig auch noch schwul ist. Damit zeigt er auch bereits seine Ambitionen, Synaspismos Rizospastikis Aristeras, oder kurz Syriza, wieder zu früherer Stärke zu verhelfen. Im Jahr 2015 war die Partei noch stärkste Kraft im Land, ab 2019 war Syriza schliesslich wieder in der Opposition.

Als Student arbeitete Stefanos Kasselakis unter anderem als Freiwilliger im Wahlkampfteam von Joe Biden für die Präsidentschaftswahlen 2008. Danach war er unter anderem als Trader bei Goldman Sachs tätig und er lebt seit 2019 mit dem Krankenpfleger Tyler Macbeth in einer Eingetragenen Partnerschaft. Beide zusammen traten immer wieder öffentlich auf, um auf die schwierige Situation für queere Menschen in Griechenland aufmerksam zu machen.

In immer mehr Ländern in Europa übernehmen LGBTI+ Personen hohe politische Ämter. Luxemburg, Serbien, Irland und Andorra haben beispielsweise queere Regierungschefs, und in Lettland ist mit Edgars Rinkevics ein schwuler Staatspräsident an der Macht. Er ist der erste LGBTI+ Staatspräsident innerhalb der Europäischen Union. Zuvor hatten auch Island und Belgien bereits queere Politiker:innen auf den obersten politischen Ebenen.

Auch einige grössere Parteien in Europa haben aktuell Mitglieder aus der LGBTI+ als Vorsitzende. So etwa Elly Schlein in Italien. Die bisexuelle Politikerin lebt mit einer Frau zusammen und steht der Oppositionspartei Partito Democratico (PD) vor. Mit Alice Weidel ist zudem eine lesbische Frau Co-Vorsitzende der rechtspopulistischen Partei AFD in Deutschland.