GRIECHENLAND: Polizisten nach Tod von LGBTI+ Aktivist freigesprochen

GRIECHENLAND: Polizisten nach Tod von LGBTI+ Aktivist freigesprochen
Die Aufnahmen, welche das Vorgehen der Polizei gegen einen LGBTI+ Aktivisten in der griechischen Hauptstadt zeigen, gingen um die Welt und haben sich bis heute fest ins Gedächtnis der Community in Athen eingebrannt. Zum Erschrecken der Familie des Opfers und von queeren Organisationen wurden die vier beteiligten Polizisten nun aber freigesprochen.

Erst wurde Zak Kostopoulos von den Behörden und auch von den Medien als Dieb dargestellt, welcher ein Schmuckgeschäft in der Athener Innenstadt ausrauben wollte. Als sich darauf aber Videoaufnahmen über die Sozialen Medien verbreiteten, wurde der Vorfall vom 21. September 2018 in ein ganz anderes Licht gerückt, und die unglaubliche Brutalität und Gewalt wurde offensichtlich.

So zeigte sich, wie sowohl der Ladenbesitzer, wie auch ein Immobilienmakler ununterbrochen auf ihn einschlugen. Als dann die Polizei vor Ort eintraf, wurde Kostopoulos nicht etwa beschützt oder medizinisch betreut, sondern er wurde, obwohl er keinerlei Gegenwehr mehr leisten konnte, auf äusserst brutale Weise von den Beamten verhaftet. Wenige Augenblicke verstarb er noch am Tatort aufgrund der massiven Verletzungen.

Die LGBTI+ Community war schockiert über den Vorfall und forderte nicht nur lückenlose Aufklärung, sondern auch, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Die Anwältin der Familie meinte dazu, dass man in den Videos klar gesehen habe, dass er nur noch halb lebend sei, als die Polizisten ihm trotzdem die Hände auf dem Rücken fesselten und somit eine Wiederbelebung verunmöglicht haben. Es sei schwierig darin etwas anderes als ein Hassverbrechen zu sehen, so die Anwältin weiter.

Am 3. Mai wurden nun die Urteile bekanntgegeben. So erhielten der Ladenbesitzer und der Immobilienmakler eine Haftstrafe von je 10 Jahren, doch zum Schock der Familie und der Verteidiger des Opfers, sowie der lokalen LGBTI+ Organisationen wurden die vier beteiligten Polizisten nach einer knappen Entscheidung von vier zu drei Stimmen freigesprochen.

Ob die Familie das Urteil weiter ziehen wird, ist noch nicht klar. Ihre Anwältin liess nur verlauten, dass dieses Urteil einer langen Tradition folge, wonach Polizeigewalt durch die Gerichte nicht geahndet werde. Man begrüsse zwar die Schuldsprüche, man sei aber enttäuscht und lehne die Freisprüche der vier Polizisten ab, da man klar Beweise vorbringen konnte, dass sie Teil des Verbrechens waren.

Direkt nach der Urteilsverkündung gingen Hunderte von LGBTI+ und ihre Allies auf die Strasse um ihren Unmut gegenüber der Entscheidung zu zeigen. Auch Amnesty International kritisierte das Urteil des Gerichts. Dies sei ein weiteres Beispiel dafür wie Opfer von unnötiger Gewaltanwendung und deren Familie keine Gerechtigkeit erfahren.

Zak Kostopoulos war ein bekannter LGBTI+ Aktivist und er hat sich früh als HIV-positiv geoutet um für mehr Sichtbarkeit von HIV-Positiven zu sorgen. So nahm er mit einer Videobotschaft unter anderem auch an der You've Got This-HIV-Kampagne teil. Als Drag Queen Zackie Oh performte er zudem jeweils auch auf verschiedenen Bühne im Land.

Bereits als der Tod von Kostopoulos und die Umstände im September 2018 bekannt wurden, kam es in Athen zu grossangelegten Demonstrationen. Die Teilnehmenden forderten dabei einerseits Aufklärung, doch sie wollten auch ein Zeichen gegen Hass und LGBTI+ Feindlichkeiten setzen.

WARNUNG: Das folgende Video zeigt den brutalen Vorfall im Stadtzentrum von Athen:

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer