INDIEN: Angst vor Zwangsouting wegen Affenpocken

INDIEN: Angst vor Zwangsouting wegen Affenpocken
Auch wenn in Indien ebenfalls versucht wird, in Bezug auf Affenpocken die Stigmatisierung von Männern, die Sex mit Männern haben zu verhindern, so zeigen sich auch dort trotzdem bereits Auswirkungen: Mit der starken Zunahme an Fällen weigern sich immer mehr Männer, sich testen zu lassen, da sie sich deswegen vor einem Zwangsouting in ihrem Umfeld fürchten.

Vor zwei Monaten hat Indien offiziell den ersten Fall an Affenpocken verzeichnet, seither steigen auch dort die Zahlen an. Auch war es Indien, wo der erste Todesfall im Zusammenhang mit dem Virus verzeichnet wurde. Darauf hat das Land eine Task Force ins Leben gerufen, welche sich mit der Ausbreitung der Affenpocken befassen und entsprechende Massnahmen einleiten soll. Auch sollten sie prüfen, weshalb die Infektion bei diesem Mann so spät erst entdeckt wurde.

Wie nun auch immer mehr Ärzt:innen berichten, hat es offenbar mit der weit verbreiteten Stigmatisierung im Zusammenhang mit der Krankheit zu tun: Immer häufiger treffen sie nämlich auf Patienten, welche sich weigern, sich testen zu lassen, da sie befürchten, dass dies einem Zwangsouting gleichkommen würde. Andere versuchen mit allen Mitteln zu verhindern, dass ihre Infektion weitergemeldet wird. Obwohl auch in Indien Gesundheitsexpert:innen stets betonen, dass es sich bei Affenpocken um keine „Schwulen-Krankheit“ handle, und dass sich alle mit dem Virus infizieren können, so hält sich die Stigmatisierung hartnäckig.

Fakt ist, dass auch in Indien noch immer mehrheitlich bisexuelle und schwule Männer von der Krankheit betroffen sind, und dies nutzen offenbar die Medien um LGBTI+ feindlich und rassistisch darüber zu berichten. Solche Stigmatisierungen brauchen nur einen kurzen Moment um sich zu verbreiten, doch sie können sich über Jahrzehnte halten, wie etwa das Beispiel HIV auf traurige Art und Weise gezeigt hat. Es liege an den Regierungen und den Gesundheitsbehörden, damit sie die Medien entsprechend aufklären, wie sie über Affenpocken berichten sollen um nicht mitzuhelfen, solche Stigmata zu verbreiten.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat deshalb auch bereits verlauten lassen, dass es viel schwieriger sein wird die Ausbreitung des Virus in jenen Ländern zu verhindern oder zu verfolgen, in welchen LGBTI+ Feindlichkeiten verbreitet sind. Sie warnen davor, dass sich durch die Stigmatisierung weniger Betroffene mit Symptomen testen lassen, und entsprechend auch weniger eine Behandlung starten.

Auch dass die indischen Behörden bei den Affenpocken ein ähnliches Contact Tracing praktizieren wie bei Covid, ist aus medizinischer Sicht zwar sinnvoll, doch es dürfte auch viele davon abhalten, sich überhaupt testen zu lassen, da sie ein Zwangsouting in ihrem Umfeld befürchten. So würden derzeit sämtliche Kontakpersonen von positiv getesteten informiert. Die Behörden betonen zwar, dass sie bei den Kontaktpersonen explizit nicht von Sexualkontakten sprechen, doch dies wird wohl wenig helfen um die Angst zu lindern.

Verschiedenste Ärzt:innen fordern nun deshalb, dass es Kampagnen brauche, welche auf mitfühlende Art und Weise der breiten Bevölkerung die Angst nehmen, sich bei Symptomen oder Verdachtsmomenten auf Affenpocken testen zu lassen. So müsse energisch gegen die Verbreitung von Stigmata vorgegangen werden. Wie wichtig es ist, Stigmatisierungen aufgrund einer Krankheit zu verhindern, sollten wir alle durch HIV gelernt haben, und die Regierungen und die Medien sollten diesbezüglich nun als Vorbilder vorangehen.

Die wichigsten Informationen und Antworten auf die drängsten Fragen rund um das Thema Mpox (vormals: Affenpocken) findest Du hier:

Informationen zu den Impfstandorten in den einzelnen Kantonen

Dr. Gay: Informationen von Dr. Gay

Aids-Hilfe Schweiz: Informationen zu Mpox

Robert Koch Institut: Allgemeine Informationen des RKI zu Mpox