INDIEN: Der erste schwule Prinz kämpft für Verbot von Konversionstherapien

INDIEN: Der erste schwule Prinz kämpft für Verbot von Konversionstherapien
Es war ein äusserst mutiger Schritt, als Manvendra Singh Gohil als erster Prinz in Indien im Jahr 2006 sein Coming out hatte. Seine Eltern haben sich damals von ihm abgewandt und auch in der Bevölkerung hat er seinen Rückhalt komplett verloren. An seinem Engagement für die LGBTI+ Community hat sich damit aber nichts geändert: Er kämpft unermüdlich für queere Menschen, deren Rechte und für ein Verbot von Konversionstherapien.

Es gab Morddrohungen und Forderungen, ihm seine königlichen Titel abzuerkennen, erklärte Prinz Manvendra Singh Gohil in einem Interview mit Insider. Am Tag seines Coming outs seien Bilder von ihm verbrannt worden, auf den Strassen gab es Proteste und er sei als Schande für die königliche Familie und die indische Kultur bezeichnet worden. Selbst seine Eltern, der Maharaja und die Maharani von Rajpipla brachen den Kontakt zu ihm ab. Dies war 2006, als Gohil damals im Alter von 41 Jahren als erster Prinz des Landes sein Coming out wagte.

Doch trotz dieser harschen Reaktion durch die Familie und die Bevölkerung liess sich Manvendra Singh Gohil nicht beirren und er verfolgte sein Engagement für die Rechte queerer Menschen in Indien zielstrebig weiter - und dies unter anderem über seinen vor mittlerweile über zwanzig Jahren gegründeten Lakshya Trust. Die LGBTI+ Organisation setzt sich im Bundesstaat Gujarat für die Aufklärung über sexuelle Toleranz, HIV/Aids, Geschlechtergleichheit und für die LGBTI+ Community ein.

Dass er es mit seinem Engagement mehr als Ernst meint, zeigte Gohil auch 2018, als er sein Schloss und das dazugehörige Land von rund 18 Hektaren öffnete und zu einem Zentrum für die LGBTI+ Community machte. Dies war gleichzeitig auch das Jahr als queere Menschen ihren bislang grössten Sieg in Indien feiern konnten. Das Oberste Gericht des Landes hat damals die Section 377a, welche gleichgeschlechtliche Aktivitäten verbietet, abgeschafft. Dieses Überbleibsel aus Zeiten der britischen Kolonie konnte mit bis zu lebenslanger Haft bestraft werden.

Aktuell kämpft der 55-Jährige für ein Verbot der gefährlichen und LGBTI+ feindlichen Konversionstherapie. Auch dies ist ein sehr persönliches Anliegen für ihn, wurde er doch selber vier Jahre vor seinem öffentlichen Coming out von seiner Familie dazu gezwungen, sich solchen Praktiken zu unterziehen, als er sich ihnen offenbarte.

Im Interview mit Insider erklärte er, dass seine Familie es nicht wahrhaben wollte, dass er schwul sein könne, denn er habe eine solch gute Erziehung erhalten. Sie hätten einfach keine Ahnung gehabt, dass es keinen Zusammenhang zwischen der sexuellen Orientierung und der Erziehung gebe. Sie hätten ihn darauf am Hirn operieren wollen, um ihn hetero zu machen, und hätten ihn zudem Behandlungen mit Elektroschocks unterzogen. Als dies nicht funktionierte, sei er zu Geistlichen geschickt worden, welche ihn wieder normal machen sollten.

All diese Erlebnisse haben dazu geführt, dass Manvendra Singh Gohil seine eigene Identität heute schätzt und sich nun umso mehr für die LGBTI+ Community stark macht. Es sei eine sehr persönliche Mission für ihn geworden und er werde immer weiterkämpfen. Er wolle die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen, das Erbrecht anpassen, das Recht auf Adoption einführen - es gebe noch sehr viel zu tun.

Auch wenn er in seiner Vergangenheit viel schlimmes erlebt hat, so macht der Prinz niemanden direkt dafür verantwortlich, sondern, er nennt vielmehr die Ignoranz als Ursache, nämlich die Ignoranz queere Menschen und auch "Untertanen" verstehen zu wollen.