INDIEN: Die traurige Realität vieler LGBTI+ Jugendlichen in Indien

INDIEN: Die traurige Realität vieler LGBTI+ Jugendlichen in Indien
Mit einer herzzerreissenden, letzten Botschaft meldete sich Avinshu via Facebook zu Wort, wenig später wurde er leblos am Strand von Chennai aufgefunden. Der 19-Jährige nahm sich das Leben, weil er sich mit seinem Anderssein nicht zurecht fand und seiner Familie keine Belastung sein wollte. Dies, die traurige Realität vieler LGBTI+ Jugendlichen in Indien...

„Jeder weiss, dass ich ein Junge bin. Aber die Art wie ich laufe, wie ich denke und wie ich spreche, ist wie ein Mädchen. Die Menschen in Indien mögen das nicht. Bitte gebt meiner Familie keine Schuld. Helft ihnen. Wir sind arm. Ich liebe meine Mutter, meinen Vater und meine Schwester. Ich danke ihnen für ihre Unterstützung. Es ist nicht mein Fehler, dass ich schwul geboren bin.“ Dies war die letzte Nachricht, welche Avinshu auf Facebook gepostet hat.

Erst vor drei Monaten ist Avinshu von Mumbai nach Chennai gezogen um in einem Nagelstudio zu arbeiten. Etwas früher am Tag habe er eine Nachricht erhalten, worin er schrieb, dass er sich mit einem Freund in einem Einkaufszentrum treffe, erklärte ein Freund von Avinshu gegenüber einer Zeitung. Ein paar Stunden später habe er dann einen Anruf von Avinshu erhalten. Er habe geweint und gesagt, dass er sich das Leben nehmen wolle. Er habe gesagt, dass er Gift geschluckt habe, aber nicht, weshalb. Dann habe er einfach aufgelegt. Sehr beunruhigt hat der Freund danach mehrmals versucht Avinshu zu erreichen, aber ohne Erfolg. Abends um 21 Uhr habe Avinshu dann seinen letzten Facebook-Post abgesetzt und sein Mobile danach ausgeschalten. Wenig später wurde Avinshu leblos am Neelangarai Beach von Passanten aufgefunden. Wie der Freund weiter erklärt, habe Avinshu nie etwas von Mobbing erzählt, er glaube viel eher, dass zuvor etwas im Shoppingcenter vorgefallen sein muss.

Laut Polizeiangaben wurde Tod durch Ertrinken festgestellt. Der Vater von Avinshu sei bereits nach Chennai geflogen um die Leiche seines Sohnes abzuholen. Er habe keinen Strafantrag gestellt, damit der Tod des 19-Jährigen untersucht wird.

Ein Manager des Nagelstudios, in welchem Avinshu arbeitete, zeigte sich betroffen: Er sei ein guter Mitarbeiter gewesen und sei gerade von ihnen ausgebildet worden. Es sei sein freier Tag gewesen und sie hätten einen Anruf von einem Freund aus Mumbai erhalten, welcher ihnen mitgeteilt habe, dass es Avinshu schlecht gehe, und dass er sich Sorgen um ihn mache. Man habe dann versucht Avinshu zu kontaktieren, habe es aber nicht geschafft. Als man sich Tags darauf bei der Polizei meldete, habe man ihnen gesagt, dass Avinshu nicht mehr am Leben sei.

Auf der Facebook-Seite von Avinshu posteten seither viele LGBTI+ und ihre Unterstützer Botschaften, um der Community Mut zu machen. Sie machen auch deutlich, dass alle LGBTI+ auch jetzt, nach der Legalisierung von gleichgeschlechtlichen Aktivitäten noch immer Diskriminierung erleben. C Moulee vom Queer Chennai Chronicles erklärt dazu weiter, dass jede queere Person Belästigungen und Schikanen erlebe. 377A mag zwar abgeschafft worden sein, doch es bleibe noch immer ein Urteil, denn die Mentalität der Menschen und auch der Alltag der LGBTI+ habe sich noch nicht geändert. Es gebe zudem nur wenige Organisationen, welche Anti-Diskriminierungsrichtlinien kennen, und LGBTI+ damit eine sichere Umgebung bieten...

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos währned 24 Stunden und sieben Tagen die Woche zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch