INDONESIEN: Zensur ausgeweitet, neue Verhaftungen und Schikane gegen Transgender
Die homo- und transphoben Zwischenfälle und grundlosen Verhaftungen haben längst die Hauptstadt Indonesiens erreicht. Welche Freiheiten sich der dortige Polizeichefs derzeit herausnehmen kann um die LGBT-Community zu diskriminieren, zeigt der jüngste Fall einer Transfrau. Neneng arbeitet in einem Beauty Salon in der Hauptstadt und auf dem Nachhauseweg besuchte sie noch ein Café als sie absolut willkürlich verhaftet wurde. Sie wurde darauf in eine Sozialwohnung gesteckt und dort zur so genannten Resozialsierung festgehalten. Ihre Mutter hat derweil draussen gekämpft um ihre Tochter freizubekommen und durchlief sämtliche bürokratischen Hürden bis sie nach drei Tagen endlich ein offizielles Dokument zur Freilassung in Händen hielt. Als sie dieses Schreiben dem lokalen, zuständigen Polizeichef Irwansyah Alam überreichte, um ihre Tochter abzuholen, zerriss dieser das Dokument kurzerhand und verweigerte die Freilassung mit der Begründung, dass Neneng noch festgehalten werde, damit es eine abschreckendere Wirkung für Transgender habe.
Die Mutter setzte sich enorm ein für ihre Tochter, und sie zeigte sich schockiert, wie aktuell mit Transpersonen in Indonesien umgegangen wird. Doch sie hat nicht aufgegeben und sich erneut um die Papiere gekümmert bis sie schliesslich Neneng nach rund einer Woche wieder in den Armen halten konnte.
Dieser Vorfall ereignete sich nur wenige Tage, nachdem im Westen Jakartas zwei Männer bei sich Zuhause verhaftet wurden, einzig weil sie angeblich schwul sein sollen. Sie wurden dann von der Polizei ebenfalls in ein Rehabilitationsprogramm gesteckt, wo sie quasi mittels Beten geheilt werden sollen, mit anderen Worten, wo sie einer Conversion Therapie unterzogen wurden. Dies, obwohl es in Indonsien, ausgenommen von der Provinz Aceh auf Sumatra, kein einziges Gesetz gegen Homosexualität gibt.
Doch nicht nur mit Verhaftungen und Misshandlungen versuchen die indonesischen Behörden derzeit die LGBT-Community einzuschüchtern und noch weiter in den Untergrund zu drängen, sondern auch mit Zensurmassnahmen. So hat die Regierung Google vor kurzem dazu gedrängt, die schwule Dating App Blued aus dem Playstore zu nehmen, und Google hat notabene nachgegeben, sondern, nun ging es der Plattform Tumblr an den Kragen: Die Webseite wurde wegen der Verbreitung von Pornografie kurzerhand offline genommen. Die Behörden begründeten die Massnahmen damit, dass das in New York beheimatete Unternehmen nicht auf ihre Forderungen reagiert habe, das pornografischer Inhalt der Webseite innerhalb von 48 Stunden entfernt werden muss. Aus dem zuständigen Ministerium in Indonesien heisst es weiter, dass man viele Beschwerden bekommen habe, dass die Microblogging-Website Pornografie verbreite. Die Plattform beheimatet weltweit Blogs von rund 400 Millionen Usern. Bereits im vergangenen November hat die Regierung zudem mit der Abschaltung von Facebook, WhatsApp und anderen Diensten gedroht, sollten die Unternehmen die Inhalte nicht besser kontrollieren.
Seit rund zwei Jahren unternimmt Indonsien grösste Anstrengungen um die LGBT-Community noch mehr in den Untergrund zu drängen. Es kommt zu zumeist willkürklichen, unbegründeten Razzien und Verhaftungswellen, LGBTs werden grundlos ins Gefängnis gesteckt oder gar öffentlich misshandelt. Im Parlament ist zudem ein Gesetz hängig, nach welchem Homosexualität von derzeit legal auf illegal geändert werden soll. Eigentlich hätte bereits am Valentinstag darüber abgestimmt werden sollen, doch die Abstimmung im Parlament wurde um ein paar Wochen vertagt.