IRAN: LGBTI+ leiden massiv unter Gewalt, die von der eigenen Familie ausgeht

IRAN: LGBTI+ leiden massiv unter Gewalt, die von der eigenen Familie ausgeht
Die neusten Zahlen einer Umfrage rund um Gewalt gegen queere Menschen, von der bekanntesten LGBTI+ Organisation des Irans durchgeführt, zeigt ein erschreckendes Bild: Rund 40 Prozent aller LGBTI+ erlebten schon sexuelle Gewalt und gar 60 Prozent wurden Opfer von anderen Formen von Gewalt - ausgehend von der eigenen Familie.

Die Resultate der Umfrage würden zeigen, so Shadi Amin von 6Rang, der renommiertesten LGBTI+ Organisation im Iran, dass sexuelle Gewalt und Missbrauch in der Familie, im öffentlichen Raum, am Arbeitsplatz oder während der Ausbildung totgeschwiegen werden, und dass die Täter weder zur Rechenschaft noch bestraft werden. Diese Bevölkerungsgruppe wird ihres Schutzes durch das Gesetz sogar noch mehr beraubt als Frauen. Zudem können sie sich auch nicht bei der Polizei melden, da sie dort aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität noch mehr Gewalt ausgesetzt sein könnten, oder weil sie dort sogar selber strafrechtlich verfolgt werden, so Amin weiter.

So zeigte die Umfrage von 6Rang, dass über 40 Prozent der befragten LGBTI+ schon Opfer von sexueller Gewalt oder Vergewaltigungen wurden, oftmals ausgehend von der eigenen Familie. Es sind gerade auch die Familien, welche oftmals physische Gewalt gegen Queers einsetzen. Doch auch an anderen Orten, wie etwa am Arbeitsplatz, an Universitäten oder im öffentlichen Raum werden LGBTI+ oft Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch.

So gaben 62 Prozent der Befragten an, dass sie bereits mindestens einmal Opfer von Gewalt wurden, welche von der eigenen Familie ausging. In über 30 Prozent dieser Fälle war es sexualisierte Gewalt, in 77 Prozent war es physische Gewalt. Rund 42 Prozent aller befragten Queers gaben zudem an, schon Opfer von sexueller Gewalt im öffentlichen Raum geworden zu sein. Bei Schulen und Universitäten liegt dieser Anteil bei hohen 15 Prozent, wenn man bedenkt, dass diese eigentlich ein sicheres Umfeld für Jugendliche und junge Erwachsene bieten sollten. Zu knapp einem Drittel waren dort die Täter gleichaltrige Mitschüler oder Mitstudierende.

Aufgrund der massiven Kriminalisierung von Homosexualität im Land, gaben beinahe 70 Prozent an, dass sie die Taten niemandem meldeten und dass die Täter somit nicht zu Rechenschaft gezogen wurden und ungestraft blieben. So erklärten auch rund zwei Drittel, dass sie diese Formen von Gewalt auch bei einem Arzt nicht erwähnen um sich untersuchen zu lassen. 19 der rund 230 Befragten gaben zudem an, von der Polizei bereits verhaftet worden zu sein, weil sie LGBTI+ sind. Dabei zeigte sich, dass auch von der Polizei selber Gewalt ausgeht: So erfuhren 28 Prozent nach der Verhaftung durch die Polizei physische oder verbale, und 13 Prozent gar sexuelle Gewalt.

Bei den durch 6Rang befragten LGBTI+ handelte es sich bei der Mehrheit um unter 35-Jährige. Rund 15 Prozent gaben dabei an, dass sie von ihren Familien auch zu einer Heirat gezwungen wurden. Aufgrund dieser widrigen Umständen für die Community haben rund 73 Prozent Suizidgedanken. Die Umfrage zeigt dabei, dass es der Community vor allem auch an Orten fehlt, an welche sie sich bei Gewalterfahrungen oder auch für sonstigen Support wenden können. Dass dies nicht die Familie ist, erklärte mehr als die Hälfte, da sie diese als nicht vertrauenswürdig und nicht unterstützend bezeichnen...