ISRAEL: Homophobe Vorfälle nehmen drastisch zu

ISRAEL: Homophobe Vorfälle nehmen drastisch zu
Von 2017 auf 2018 nahmen Taten mit homophobem Hintergrund in Israel um 54 Prozent zu. Wie das Nir Katz Center in Tel Aviv berichtet waren es im vergangenen Jahren in absoluten Zahlen 1577 homophobe Zwischenfälle, doch letztlich wurden nur drei Prozent überhaupt der Polizei gemeldet.

Das Nir Katz Center in Tel Aviv hat einen ausführlichen Bericht rund um Homophobie vorgelegt und dabei festgestellt, dass die Vorfälle in Israel gegenüber dem vergangenen Jahr massiv zugenommen haben. Am meisten betroffen waren demnach schwule und bisexuelle Männer mit 36 Prozent, gefolgt von lesbischen oder bisexuellen Frauen mit 20 Prozent und Transmenschen mit 14 Prozent. Bei knapp einem Drittel wurde die Tat anonym gemeldet, wodurch nicht festgestellt werden konnte, wer die Person ist. Dabei fiel besonders auf, dass sich die Zwischenfälle, bei welchen Frauen betroffen waren, innert Jahresfrist verdoppelt haben.

Im Bericht wird auch aufzählt wo die meisten Vorfälle passieren: So spielt sich rund ein Viertel der homophoben Taten im öffentlichen Raum ab, 22 Prozent in den Sozialen Medien und 15 Prozent im Rahmen der Familie. Hinzu kommen rund 13 Prozent am Arbeitsplatz und 8 Prozent kommen von Offiziellen wie Rabbis oder Politikern. In Bezug auf die Sozialen Medien schreiben die Autoren, dass rund alle 4 Minuten ein Post oder Kommentar mit homophobem Inhalt abgesetzt wird. Rund 50 Prozent richteten sich dabei gegen Männer, 24 Prozent gegen Transmenschen, 3 Prozent gegen Frauen und 24 Prozent gegen die LGBTI+ Community im Allgemeinen. 69 Prozent der Verfasser dieser Posts waren zudem Männer.

Am meisten Anfeindungen ausgesetzt ist die LGBTI+ Community offenbar im Zentrum des Landes, besonders im Raum Jerusalem mit 24 Prozent. 14 Prozent in Haifa und im Norden des Landes, und 13 Prozent in Be'er Sheva und dem Süden. Zu den Städten mit den meisten homophoben Zwischenfällen gehören Tel Aviv, Jerusalem, Haifa, Be'er Sheva, Rishon LeZion, Holon und Ashkelon. Tel Aviv ist dabei die mit Abstand grösste Stadt und dürfte auch den höchsten Anteil an queeren Einwohnern haben, wodurch die Zahlen dort trotz der toleranten Haltung eher hoch sind.

Gerade auch Jugendliche sind in Israel oftmals leittragende, insbesondere in stark religiösen Gegenden. So heisst es im Bericht, dass 2018 rund 180 ihr Zuhause verlassen mussten, weil sie Opfer von Homophobie wurden.

Es ist bereits das sechste Mal, dass das Nir Katz Center in Tel Aviv einen solch umfassenden Bericht veröffentlicht, und es ist das erste Mal, dass er auch Staatspräsident Reuven Rivlin vorgelegt wird.