ITALIEN: Premierminister rügt katholische Kirche
Die Nähe der katholischen Kirche zur Politik ist in Italien seit jeher gegeben. Immer wieder mischen sich die Gläubigen offen in die politischen Geschehnisse des Landes ein. Dies passiert in besonderem Masse gerade wieder in jüngster Zeit, denn Italien ist daran, ein Partnerschaftsgsesetz einzuführen, so wie es die Europäischen Union, der Europarat, aber auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte fordern.
Dieses Gesetz stösst aber vor allem der katholischen Kirche sauer auf und so macht sie Stimmung gegen die Pläne. An vorderster Front mit dabei: Angelo Bagnasco, der Führer der italienischen Bischofskonferenz. Er mischte sich erneut ein und versuchte, die Abgeordneten zu überzeugen, dass die Abstimmung über das Partnerschaftsgesetz im Parlament anonym stattfinden soll. Er will damit erreichen, dass jeder Abgeordnete nach seiner persönlichen Haltung stimmt, und nicht der Partei folgt. Vermutlich will Bagnasco dies nicht zuletzt auch deshalb, um besser Einfluss auf die Politiker nehmen zu können.
Doch diesmal platzte Matteo Renzi der Kragen: Der Premierminister, dem in Sachen Partnerschaftsgesetz lange Zeit Passivität vorgeworfen wurde, erklärte im Interview mit dem staatlichen Radiosender RAI deutlich, dass die Kirche aufhören solle, sich in parlamentarische Angelegenheiten einzumischen. Es sei das Parlament und nicht der Führer der Bischofskonferenz, welches entscheide, ob es eine geheime Abstimmung gibt oder nicht. Wovor soll man Angst haben, wenn sich zwei Menschen lieben? Wieso sollte man diese Rechte nicht zwei Menschen zugestehen, welche sich lieben? Die Mehrheit des Landes ist deutlich für dieses Anliegen, führt Renzi weiter aus.
Der Entwurf des Partnerschaftsgesetzes ist derzeit im Senat zur Debatte. Eine Abstimmung wird für Dienstag erwartet. Wenn die Senatoren der Vorlage zustimmen, dann geht der Entwurf weiter ins Abgeordnetenhaus für die endgültige Abstimmung.