JAPAN: Lehrer outen ihre LGBTI-Schüler und –Studenten
Die Zahl jener Schüler und Studenten, welche sich beschweren, dass sie von ihren Lehrern vor der Klasse geoutet wurden, nimmt derzeit massiv zu. Dies geht auf Angaben von Kyosei Net zurück, einer Non-Profit-Organisation aus der Hauptstadt Tokio, welche sich um sexuelle Minderheiten kümmert. Die Organisation hat sich in jüngster Zeit vielen von diesen Fällen angenommen. Laut Minako ‘Minata’ Hara, dem Leiter von Kyosei Net, liege dieses Outen vor allem daran, dass die Lehrer zu wenig Richtlinien über den Umgang mit LGBTI-Schülern haben. Die Lehrpersonen halten es nach wie vor für richtig, wenn sie alle Eltern über die sexuelle Orientierung oder die Geschlechteridentität eines Jugendlichen oder jungen Erwachsenen informieren, und dies obwohl der Schüler dies nur dem Lehrer anvertraut hat. Dies führt dazu, dass dadurch viele Eltern auf die Barrikade gegen den LGBT-Schüler gehen.
Zum Veranschaulichen nannte Hara den Fall einer Trans-Schülerin, welche ihren Lehrer darum bat, bei einem Schulausflug in der Mädchengruppe eingeteilt zu werden. Auf dem Geburtszertifikat war sie aber noch als Junge eingetragen. Der Lehrer hat darauf die Schülerin vor der ganzen Klasse geoutet, worauf die Eltern der Mitschüler begannen gegen die Trans-Schülerin mobil zu machen. Dies sei leider kein Einzelfall, so Hara weiter.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigte, dass rund 50 Prozent aller LGBTs in Japan angaben, dass sie aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechteridentität Bullying an den Schulen erlebten. Über 70 Prozent davon erklärten zudem, dass sie ihren Lehrer informiert und um Hilfe gebeten hätten, dass dieser jedoch nicht eingegriffen habe. Lehrer beklagen sich derweil, dass sie kein Training erhalten haben, wie sie in solchen Fällen vorgehen und handeln sollen.
Die japanische Regierung hat nun aber vorwärts gemacht: Das Bildungsministerium hat im Jahr 2015 eine Broschüre an alle Schulen geschickt, um den Lehrern Verbesserungsverschläge im Umgang mit Transgender-Schülern und Studenten aufzuzeigen. In diesem Jahr wurde zudem der Schutz von schwulen, lesbischen und transgender Studenten und Schülern in Bezug auf Diskriminierung und Bullying verbessert.