KAMERUN: Wählt meinen Vater nicht, fordert lesbische Tochter des Präsidenten

KAMERUN: Wählt meinen Vater nicht, fordert lesbische Tochter des Präsidenten
Mit 92 Jahren ist er der älteste Präsident der Welt, und Paul Biya stellt sich in Kamerun tatsächlich nochmals zur Wiederwahl. Doch nun meldet sich seine lesbische Tochter, Brenda Biya, welche zeitweise in der Schweiz und in den USA wohnt, mit einer Videobotschaft zu Wort und fordert alle auf, nicht mehr für ihren Vater zu stimmen. Zu viele Menschen hätten schon unter ihrem Vater gelitten.

Es ist ein krasser Wandel, den Brenda Biya vollzogen hat. Noch 2023 schrieb sie in den Sozialen Medien, dass ihr Vater ihr ein Ein und Alles sei, ihr König, ihr Papa. Nun, gut zwei Jahre später ist alles anderes. Ihr Vater Paul Biya, seit 1982 regierender Staatspräsident in Kamerun und mit 92 Jahren der älteste, gewählte Staatschef der Welt, stellt sich erneut zur Wiederwahl, doch diesmal ohne die Unterstützung seiner Tochter. Im Gegenteil: Sie ruft in einer Videobotschaft sogar dazu auf, dass man ihren Vater nicht wählen solle!

Brenda Biya hatte 2024 in einer Instagram-Story ihr Coming Out. Dies ist daher bemerkenswert, dass queere Menschen in Kamerun verfolgt, diskriminiert und schikaniert werden und ihnen bis zu fünf Jahre Haft drohen. Auch Gewalt gegen Personen, welche für Mitglied der LGBTI+ Community gehalten werden, sind keine Seltenheit. Werden queere Menschen entdeckt, verlieren sie ihre sozialen Kontakte, ihr Zuhause, ihre Arbeitsstelle und sie sehen sich gezwungen, zu fliehen oder zumindest unterzutauchen.

Mit ihrem Coming Out kam es auch zum Bruch mit ihrer Familie. Diese sei ihr gegenüber nun feindselig eingestellt. So erklärte Brenda Biya, dass sie sich vollständig von ihrer Familie abgeschottet habe. Ihr Onkel wünschte ihr zudem sogar den Tod mittels einer Überdosis an Drogen.

Dies ist mit ein Grund, weshalb sie ihren Vater nun auch politisch nicht mehr unterstützt und via TikTok sogar aktiv dazu aufruft, jemand anderes zu wählen. Ihr Vater habe eine ganze Nation leiden lassen, und sie hoffe, dass Kamerun nun einen neuen Präsidenten erhalte. Es gehe dabei nicht um sie selber, erklärte sie weiter, sondern um die vielen Menschen, die unter ihm gelitten haben. Sie werde ihren Vater nicht wählen, und wenn sie selber irgendjemandem jemals Schaden zugefügt habe, dann tue es ihr Leid.

Das TikTok-Video in französischer Sprache wurde mittlerweile auf ihrem offiziellen Account gelöscht. Dabei ist aber unklar, ob Brenda Biya das Video selber entfernt hat, oder ob es durch TikTok gelöscht wurde. Es hat sich aber ohnehin bereits über andere Social Media-Kanäle viral verbreitet.

Brenda Biya selber ist auch nicht ganz unumstritten. Sie tritt etwa auch als Rapperin King Nasty auf. Auch ihr Coming Out stiess selbst in der LGBTI+ Community nicht nur auf Begeisterung. So wurde kritisiert, dass sie diesen Schritt habe wagen können, weil sie im Ausland, zeitweise in der Schweiz und in den USA, lebe. Dies können sich aber nur die wenigsten queeren Menschen in Kamerun leisten und so müssen sie weiterhin unter der feindlichen Politik ihres Vaters leben. Auch wird ihr vorgeworfen, dass sie zu wenig Einfluss auf ihren Vater nehme, gerade wenn es um die Rechte queerer Menschen geht.