KANADA: LGBTI+ Community trifft vermehrt auf ein Klima des Hasses
Während Jahren war Kanada als ein Safe Space für die Community ein Vorbild, doch dieses Image hat mittlerweile deutliche Risse erhalten - und die neusten Zahlen untermauern diese Entwicklung leider. Kanada gehört mittlerweile zu jenen Staaten, in welchen die Unterstützung von queeren Menschen am stärksten abnimmt.
Laut einer aktuellen, in 26 Staaten weltweit durchgeführten Umfrage erklärten nur noch 49 Prozent der Befragten, dass sie es unterstützen, wenn LGBTI+ Menschen offen über ihre sexuelle Orientierung oder ihre Geschlechtsidentität sprechen. Im Jahr 2021 waren es noch 61 Prozent. Neben Mexiko und der Türkei entspricht dies dem grössten Rückgang bei den untersuchten Staaten.
Dies gilt auch für den Zuspruch für die Ehe für alle, Anti-Diskriminierungsmassnahmen oder das öffentliche Zeigen von Zuneigung, überall sind die Werte stark zurückgegangen. Die Polarisierung und die teils hasserfüllten Debatten aus den USA über diese Themen kommen vermehrt auch nach Kanada und entfalten dort ihre Wirkung. Trotzdem muss betont werden, dass der Zuspruch für konkrete Anliegen der Community nach wie vor sehr hoch ist.
Massiv zugelegt haben die Hassverbrechen, welche auf Basis der sexuellen Orientierung oder der Geschlechtsidentität verübt worden sind. So wurden 2023 bereits 860 Fälle gezählt, was mehr als dem vierfachen von vor fünf Jahren entspricht. Bei der damaligen Erhebung wurden noch 186 LGBTI+ feindliche Taten registriert.
Dieses Klima des Hasses werde auch durch konservative Politiker:innen befeuert und übertrage sich in die Kommentarspalten der sozialen Medien. Aufgrund der Algorithmen werden die Urheber solcher Beiträge innerhalb ihrer Bubble bestärkt, wodurch sie ihre hasserfüllten Botschaften im Netz weiter teilen und somit verbreiten, lautet ein Fazit.
Im realen Leben wiederum zeigt sich dieser Hass in Vandalismus, wie dem Verbrennen von Regenbogenfahnen, aber auch der kanadische Geheimdienst warnte vor gewaltsamen Attacken gegen Pride-Anlässe. So musste etwa in Pembina Valley südlich von Winnipeg eine Pride abgebrochen werden, nachdem es wüsste Drohungen gegen einen daran beteiligten Restaurantbesitzer gab.
Im vergangenen Jahr kam es zudem zu einem Messerangriff an der Universität von Waterloo in Ontario. Ein Mann griff dabei Teilnehmende eines Kurses rund um Geschlechtsidentität an. Es gab dabei drei Verletzte, darunter auch der Lehrer.
Aufgrund dieses Klimas sahen sich darauf Politiker:innen ermuntert, unter anderem Vorstösse einzureichen, welche sich explizit gegen trans Menschen richten. Kanadas Premierminister Justin Trudeau, ein enger Verbündeter der LGBTI+ Community, verurteilte diese Politik und forderte stattdessen einen besseren Schutz für queere Menschen. So sollen insbesondere auch Pride-Anlässe besser geschützt werden.