KENIA: Eine Kirche bildet seit zehn Jahren ein Safe Space für queere Menschen

KENIA: Eine Kirche bildet seit zehn Jahren ein Safe Space für queere Menschen
Gerade in den vergangenen paar Jahren hat sich die Situation für LGBTI+ in Kenia massiv verschlechtert. Zur Debatte steht unter anderem eine Verschärfung der bereits bestehenden Gesetze nach dem Vorbild von Uganda. Trotz widrigster Umstände gibt es im Land eine Kirche, welche sich zu einem wahren Safe Space entwickelt hat. Wie die BBC berichtet, treffen sich dort regelmässig bis zu 200 queere Gläubige.

Die meisten der Gläubigen, welche diese Kirche besuchen, haben durch Mund-zu-Mund-Propaganda von dieser Einrichtung erfahren, selten auch über Social Media, denn eigentlich macht diese Institution keine Werbung und veröffentlicht auch keine Termine für Gottesdienste. Zu gross ist das Risiko aufzufliegen und einen der wenigen Safe Spaces für die LGBTI+ Community im Land zu verlieren. Die BBC konnte diese Kirche nun besuchen und darüber berichten.

Die Besucher:innen sind sehr vorsichtig, und auch in der BBC-Dokumentation werden nicht ihre richtigen Namen verwendet. Wer neu beitreten möchte, der wird strengstens überprüft bevor er beitreten darf, denn gross ist die Angst, dass die Kirche von den Behörden überwacht werden könnte. Sicherheit und Schutz ist denn auch das wichtigste. Ein Coming Out in Kenia bedeutet noch immer gesellschaftliche Ausgrenzung, aber auch Erpressung, Bedrohung bis hin zu gewaltsamen Übergriffen oder Verhaftungen durch die Polizei.

Viele der Teilnehmenden haben eine ähnliche Geschichte: So erklärte ein Priester gegenüber der BBC, dass die Kirchenleitung seine Sexualität als schlecht bezeichnet und ihn aufgefordert habe, zölibatär zu leben. Als er diese neue Kirche zum ersten Mal betreten habe, habe er geweint. Er habe nie geglaubt, dass er diese drei Worte einmal offen sagen könne, nämlich dass er schwarz, schwul und ein Priester sei.

Ursprünglich seien es nur ein paar Freunde gewesen, welche zusammen gekommen sind um sich gegenseitig zu unterstützen, erklärte auch Pauline gegenüber dem britischen Sender. Pauline bezeichnet sich selber als non-binäre Lesbe, und hat die Kirche vor mittlerweile gut zehn Jahren mitgegründet. Man habe auch mit der Kirche das Ziel verfolgt, andere queeren Christ:innen zu finden, welche sich selber bejahen, so Pauline weiter.

Was Ausgrenzung bedeutet hat Pauline gleich auf mehreren Ebenen erfahren. Paulines Vater starb an HIV/Aids und schnell glaubten alle, dass die ganze Familie HIV habe. Sie seien alle gemieden worden und man habe sie offen diskriminiert. Jede Kirche habe irgend einen Aspekt in Paulines Leben abgelehnt. Man begann sich daher an den Sonntagen mit Freunden zu treffen und Gottesdienste auf Youtube zu schauen. Darauf hätten sie auch versucht weitere LGBTI+ Kenianer:innen anzusprechen und so sei schliesslich die Kirche entstanden, so Pauline weiter.

In diesen zehn Jahren ist die Glaubensgemeinschaft auf mittlerweile rund 200 Mitglieder angewachsen. Sie alle haben gemein, dass sie von ihren ursprünglichen religiösen Gemeinschaften verstossen wurden. Viele wurden dadurch massiv verletzt, und zeigen sich nun umso glücklicher eine Kirche gefunden zu haben, welche sie ermutigt, sich selber zu sein, und welche sie so akzeptiert, wie sie sind.

Brauchst Du Hilfe und möchtest Du mit jemandem sprechen? Hier findest Du Hilfe:

Die Schweizer LGBT+ Helpline steht Dir unter der Nummer 0800 133 133 kostenlos zur Verfügung. Mehr Infos: lgbt-helpline.ch

Weitere Information erhältst Du auch unter:
Du-bist-du.ch: Beratung und Information
Milchjugend: Übersicht über queere Jugendgruppen
Transgender Network Switzerland: Dachorganisation für trans Menschen
LOS: Lesbenorganisation Schweiz
Pink Cross: Dachorganisation schwuler und bisexueller Männer