MALAYSIA: Premierminister will LGBTI+ nicht mehr belästigen und schikanieren
Vor wenigen Monaten sah sich der Schweizer Uhrenkonzern Swatch plötzlich und unangekündigt in Malaysia mit einer Razzia konfrontiert. Die Polizei beschlagnahmte Uhren mit Regenbogenmotiven und erklärte öffentlich, dass das Tragen solcher Uhren mit bis zu mehrjährigen Haftstrafen oder Geldbussen geahndet werden kann.
Wenig später kam es zudem zu einem Eklat während eines Musikfestivals, als Matt Healy, der Frontmann von The 1975, sichtlich angetrunken live auf der Bühne gegen Malaysias Anti-LGBTI+ Gesetze wetterte und darauf den Bassisten auf den Mund küsste. In der Folge wurde das mehrtägige Festival kurzerhand abgesagt, mit beträchtlichem finanziellem Schaden für die Veranstaltenden, sowie die beteiligten Firmen, Essstände und Bars rund um das Festival.
Beide Vorkommnisse stellten Malaysia innerhalb weniger Wochen weltweit in den Fokus. In einem Interview mit Christiane Amanpour von CNN wurde Premierminister Anwar Ibrahim nun von der renommierten Journalistin mit diesen beiden Fällen konfrontiert, und er sorgte dabei für überraschende Antworten. Sowohl Muslime wie auch Nicht-Muslime seien sich in Malaysia einig, dass sie es nicht tolerieren, wenn es [LGBT] offen ausgelebt werde, so der Premierminister, doch soll man sie deswegen belästigen? Dies sei ein anderes Thema. Er selber heisse keine Form von Belästigungen gut.
Auf die direkte Frage zu seiner Haltung gegenüber der Razzia in den Swatch Stores meinte Anwar weiter, dass er nicht all diese Taten verteidigen könne. Damit deutet er an, dass ihm dieser Eingriff durch die Behörden zu weit ging. Zusätzlich erklärte er, dass er diese Gesetze, welche dies ermöglichten, geändert haben möchte.
Der Premierminister weiss wohl wie kaum ein anderer, dass diese sogenannten Sodomiegesetze oftmals missbraucht werden. So wurde er während Jahren eingesperrt und von politischen Ämtern ausgeschlossen, da er angeblich selber gegen diese Gesetz verstossen haben soll. Diese Vorwürfe wurden international als politisch motiviert bezeichnet um ihn von der Politik fernzuhalten. Dies ist mit ein Grund, weshalb sich Anwar Ibrahim bislang stets sehr vorsichtig zu diesem Gesetz geäussert hat.
Ob es ihm tatsächlich gelingen wird, diese Gesetze abzuändern, ist fraglich. Das Interview mit CNN fand in New York statt, als Anwar Ibrahim die UN-Vollversammlung besuchte. In seiner Heimat wiederum erlebt der Politiker von muslimischen Kräften gerade bezüglich diesem Gesetz enormen Gegenwind. Doch er zeigt sich kämpferisch und verspricht, dass das Gesetz so angepasst werden solle, dass es weder aus politischen Gründen missbraucht, noch queere Menschen belästigen und schikanieren soll, zumindest nicht in den eigenen vier Wänden. Es müsse eine gewisse Toleranz geben, so der Premierminister.