MEDIZIN: Angst vor Homophobie wegen Affenpocken

MEDIZIN: Angst vor Homophobie wegen Affenpocken
Die zunehmende Ausbreitung von Affenpocken schürt auch die Angst in der Community vor LGBTI+ feindlichen Äusserungen und Massnahmen. In verschiedensten Ländern wurden bereits diskriminierende Vorstösse thematisiert, welche sich explizit auf die Community, und dabei insbesondere auf Männer, die Sex mit Männern haben, beschränken. Andere Politiker:innen wiederum machen bereits Stimmung gegen Queers um bei anstehenden Wahlen bei ihrer konservativen Basis zu punkten.

Es war am Samstag als die Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf im Zusammenhang mit Affenpocken die höchstmögliche Alarmstufe, die Notlage von internationaler Tragweite, ausrief. Der Generaldirektor der UN-Organisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, erklärte dann auch, dass er zwar die internationale Notlage ausrufe, doch im Moment würde sich der Ausbruch auf Männer konzentrieren, welche Sex mit Männern haben, insbesondere auf jene mit mehreren Sexualpartnern.

Diese Aussage des WHO-Generaldirektors schürt nun auch Ängste innerhalb der LGBTI+ Community, und zwar Ängste vor Homophobie und weiteren diskriminierenden Massnahmen, welche sich explizit gegen die Community richten könnten. Auch wenn Tedros danach noch erklärte, dass die Stigmatisierung und Diskriminierung genau so gefährlich sein könne wie das Virus selber, so beruhighte dies kaum.

In der aktuellen Pride Saison werden in Europa zwischen Juni und Ende August, Anfangs September geschätzte 750 Prides durchgeführt. Und obwohl die WHO selber erklärte, dass es unwahrscheinlich sei, dass diese ein Risiko für die weitere Verbreitung des Virus darstellen, kam es doch auch zu anderen Berichterstattungen in den Medien.

Schon als ein Berater der Weltgesundheitsorganisation öffentlich erklärte, dass einige der ersten Fälle der Affenpocken in Europa auf einen grossen Pride-Anlass in Maspalomas auf der kanarischen Insel Gran Canaria zurückzuführen sei, sorgte das im In- und Ausland für grosse Schlagzeilen - mit Bezug auf die LGBTI+ Community.

Kurz danach wurden bereits zehn Abgeordnete in Lettland aktiv und forderten mit einem Vorstoss, dass aufgrund von Affenpocken die Pride in der Hauptstadt Riga sofort abgesagt werden müsse. Ihr Vorstoss wurde jedoch abgelehnt, da er diskriminierend sei. Es war aber ein deutliches Zeichen, auf was sich die Community vor Ort unter Umständen bald vorbereiten muss. Im Land finden im Oktober Wahlen statt und mit LGBTI+ feindlicher Rhetorik lässt es sich in gewissen Kreisen nach wie vor Stimmen gewinnen.

In England wiederum schlug die LGB Alliance selber vor, dass alle Sex-Treffpunkte wie etwa Massagesalons und Saunen, geschlossen werden sollen, und zwar egal welche sexuelle Orientierung deren Kund:innen und Gäste haben. Dafür hagelte es Kritik, und zwar sowohl von anderen LGBTI+ Organisationen, aber auch von Wissenschaftlern.

Auch bei der Berlin Pride äusserte man Sorgen über die zunehmende LGBTI+ Feindlichkeit, welche durch die Affenpocken ausgelöst werden könnten. Für viele, viele Jahre habe die Community bereits gegen das Stigma von HIV kämpfen müssen, und das geht sehr lange, bis man so etwas überwunden habe, so Ulli Pridat.

Obwohl es bislang keine Beweise dafür gibt, dass Affenpocken sexuell übertragbar sind, nutzen konservative Politiker:innen in den USA dies bereits um Stimmung gegen queere Menschen zu machen. Am lautesten einmal mehr Qanon- und Trump-Anhängerin Marjorie Taylor Greene: Die Abgeordnete im US-Kongress in Washington verbreitet über ihre Kanäle gefährliche Falschinformationen über die Krankheit. Als bekannt wurde, dass sich in den USA auch zwei Kinder infiziert haben, fragte Taylor Greene umgehend, wieso Kinder die Krankheit bekommen können, wenn sie sexuell übertragbar sei.

Zwar ist korrekt, dass Wissenschaftler in Italien den Virus auch im Sperma festgestellt haben, doch es ist nach wie vor ungeklärt, ob dies auch reicht, um das Virus weiterzugeben. Zudem stellt Taylor Greene queere Menschen einmal mehr auf eine Stufe mit Pädophilen, wie sie es in der Vergangenheit auch schon mehrfach getan hat. Entsprechend reagierte auch Alejandra Caraballo auf den Tweet: Die Anwältin und Instruktorin an der Haward Law School machte die Politikerin darauf aufmerksam, dass Affenpocken keine STI sind, und dass es gefährlich sei, eine falsche Verbindung zwischen Affenpocken und Kindsmissbrauch herzustellen - dies resultiere schliesslich in Gewalt gegen LGBTI+ Menschen.

Da auch in den USA Wahlen bevorstehen, und der Kulturkampf ohnehin bereits mächtig tobt, könnten auch dort LGBTI+ Feindlichkeiten nochmals stark zu nehmen. Obwohl sämtliche Gesundheitsexperten und auch die WHO immer wieder betont, dass sich jeder mit dem Virus anstecken könne, wird es wohl auch in naher Zukunft weiter solche Falschinformationen geben.

Experten sind sich daher einig: Es ist nun enorm wichtig, dass die Behörden und die WHO mehr Effort in die Aufklärung der Bevölkerung stecken, denn in einem Vakuum an Informationen und Fakten machen sich schnell Falschinformationen breit, welche im Zusammenhang mit Affenpocken wohl leider auch vermehrt mit LGBTI+ Feindlichkeiten einher gehen können.

Die wichigsten Informationen und Antworten auf die drängsten Fragen rund um das Thema Mpox (vormals: Affenpocken) findest Du hier:

Informationen zu den Impfstandorten in den einzelnen Kantonen

Dr. Gay: Informationen von Dr. Gay

Aids-Hilfe Schweiz: Informationen zu Mpox

Bundesamt für Gesundheit BAG: Informationen zu Mpox

Robert Koch Institut: Allgemeine Informationen des RKI zu Mpox