MOLDAWIEN: Erste Pride ohne massiven Polizeischutz

MOLDAWIEN: Erste Pride ohne massiven Polizeischutz
Erstmals konnte in Chișinău in Moldawien eine Pride ohne massiven Polizeischutz stattfinden. Dass Hunderte LGBTI+ und ihre Allys friedlich durch die Hauptstadt marschieren konnten spiegelt einen rasanten gesellschaftlichen Wandel wieder.

Überall in Europa und anderen Teilen der Welt finden derzeit Pride-Veranstaltungen statt, so auch in Moldawien. Normalerweise wird die Pride in der Hauptstadt Chișinău von einem massiven Polizeikorso begleitet um ein Aufeinandertreffen von Pride-Teilnehmenden und Gegendemonstrant:innen zu verhindern. An diesem Sonntag fand erneut eine Pride statt, doch diesmal konnte auf einen massiven Polizeischutz verzichtet werden. Es gab zwar auch eine Gegenveranstaltung, doch die Stimmung blieb friedlich.

Die Gegenproteste werden dabei grösstenteils von der Orthodoxen Kirche organisiert und auch diesmal standen rund hundert Geistliche mit Schildern an der Pride-Route, mit welchen sie ihre Unterstützung für traditionelle Familien unterstrichen haben. Es gab aber kein direktes Zusammentreffen mit den Pride-Teilnehmenden weshalb auch die Polizei nicht eingreifen musste.

Seit dem Angriffskrieg Russlands auf das Nachbarland Ukraine ist es auch in Moldawien zu einem Umdenken gekommen. So hat sich das Land nach der Wahl von Maia Sandu im Jahr 2020 nun noch klarer den Betritt zur Europäischen Union als Ziel gesetzt. Eines der Kriterien für einen Beitritt sind auch die Rechte und die Akzeptanz von sexuellen Minderheiten.

Die Veranstaltenden der Pride in Chișinău zeigten sich zufrieden und erklärten, dass sich Moldawien langsam zu einem europäischen Land wandle, welches aus einer Gesellschaft mit Menschen bestehe, welche verschiedene Ansichten haben. Nun fehle nur noch der politische Wille, damit queere Menschen in der Gesellschaft auf normale Weise akzeptiert werden.

In den Jahren zuvor kam es im Rahmen der Pride jeweils zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Auch die Politik war sich nicht immer einig. So liefen gewisse demonstrativ an der Seite von ausländischen Botschaftern an der Pride mit, während andere die Nähe zu den Gegnern suchten und Gegenveranstaltungen besuchten.