NIEDERLANDE: Wird das Verbot von Konversionsmassnahmen doch noch Realität?

NIEDERLANDE: Wird das Verbot von Konversionsmassnahmen doch noch Realität?
Geht es um die Rechte queerer Menschen, dann gelten die Niederlande seit langem als Vorzeigenation. Umso überraschender ist es, dass es der Regierung bis heute nicht gelungen ist, Mehrheiten für ein Verbot von Konversionsmassnahmen zu finden. Dies könnte sich nun ändern, denn ein entsprechendes Gesetz befindet sich auf der Zielgerade…

Das Vorhaben schien noch anfangs Jahr erneut zum Scheitern verurteilt. Nun ist es aber offenbar den Befürwortern eines Verbots von Konversionsmassnahmen doch noch gelungen, die Bedenken einiger Gegner zu zerstreuen um auch in der zweiten Kammer des Parlaments eine Mehrheit hinzukriegen. Nötig war dazu, dass die Strafbarkeit im Gesetz genauer definiert werden musste.

Für die Gegner war der Gesetzesentwurf zu offen formuliert, nun wurde aber klarer niedergeschrieben, dass sich nur strafbar macht, wer „systematisch“ oder „aufdringlich“ die sexuelle Orientierung einer Person unterdrücken oder ändern will. Diese Präzisierung war vor allem auch von der Kirche und christlich-konservativen Kreisen gefordert worden, um selber straffrei zu bleiben.

Die christlich-konservative Partei SGP, die rechtsextreme FvD und die ChristenUnie lehnen den Entwurf weiterhin ab, doch zusammen mit den übrigen Parteien könnte es nun trotzdem eine Mehrheit geben. Eingebracht wurde der Vorstoss von mehreren Parteien, unter anderem von der VVD und der D66, und auch die BBB befürwortet schlussendlich den Entwurf. Die Partei hat lange damit gehadert, dass das Verbot zu weit gehen könnte, etwa wenn jemand sich freiwillig einer Konversionsmassnahme unterziehen will. Auch die NSC, die Christdemokraten, haben ihren Widerstand inzwischen aufgegeben.

Die Abstimmung über den Entwurf soll bereits in der kommenden Woche stattfinden. Dann wird es spannend ob im 150-köpfigen Unterhaus tatsächlich eine Mehrheit für ein solches Verbot zusammengekommen ist.

Unter Konversionsmassnahmen versteht man den Versuch, die sexuelle Orientierung, die Geschlechtsidentität oder den Geschlechtsausdruck einer Person zu verändern. Die dazu verwendeten Praktiken reichen von Psychotherapien bis Beten, über Hypnose bis hin zu Elektroschocks. Sämtliche wichtigen und seriösen Verbände von Medizinern über Ärzte bis hin zu Psychologen und Psychotherapeuten lehnen diese Praktiken als schädlich und mitunter gefährlich strikte ab.

Die Folgen solcher „Behandlungen“ können gravierend sein und reichen von Depressionen bis hin zu Suizidgedanken. Diese Praktiken sind trotzdem auch hierzulande noch weiter verbreitet als angenommen, da sie vor allem im Versteckten durchgeführt werden, oftmals gerade auch in einem religiösen oder freikirchlichen Umfeld.