NIGERIA: Prozess gegen 47 Männer erneut vertagt

NIGERIA: Prozess gegen 47 Männer erneut vertagt
Weil ein wichtiger Hauptzeuge nicht aufgetaucht ist, wurde der Prozess gegen 47 Männer, welche wegen angeblichen gleichgeschlechtlichen Aktivitäten angeklagt sind, bereits zum dritten Mal vertagt. Der Prozess wird von vielen Menschenrechtsorganisationen mit Sorge beobachtet, da erstmals ein neues Gesetz zur Anwendung kommt, nach welchem den Männern bis zu vierzehn Jahre Haft drohen...

Es sind schlimme Zustände, rund um diesen Prozess in der Hafenstadt Lagos in Nigeria, und vieles zielt in erster Linie darauf ab, die Männer zu erniedrigen und öffentlich zu demütigen. So wurden die Angeklagten etwa gleich nach ihrer Verhaftung den Journalisten vorgeführt. Damit werden sie quasi an den Pranger gestellt, wodurch sie nun stets mit gleichgeschlechtlichen Aktivitäten in Verbindung gebracht werden, ob sie nun für "schuldig" befunden werden oder nicht. Damit werden sie wohl oder übel Probleme an ihrem Arbeitsplatz und in ihrem Umfeld bekommen

Verhaftet wurden die 47 Männer bereits im August 2018 während einer Polizeirazzia in einem Hotel in Lagos. Sie hätten das Hotel in einen Gay Club umgewandelt, warf die Polizei den Männern damals vor, doch diese wehrten sich damit, dass sie nur an einer gewöhnlichen Geburtstagsparty teilgenommen haben. Die Anklage selber wurde erst im vergangenen November bekannt gegeben, und alle Verhafteten plädierten auf nicht schuldig. Gleichzeitig warfen sie der Staatsanwaltschaft vor, sie durch das extrem langgezogene Verfahren finanziell zu belasten und sie auch mental unter Druck zu setzen. Einige mussten gar einen Kredit aufnehmen, da sie wegen dem Prozess viele Arbeitsausfälle hatten und somit kaum mehr Geld hatten um ihre Familien durchzubringen.

Dass die Anklage gegen die Männer mehr als dürftig zu sein scheint, zeigte sich nun auch im Prozess. So wurde der Prozess bereits zwei Mal vertagt, da die Staatsanwaltschaft sich nur auf dürftige Zeugenaussagen berief. Beim nun dritten Anlauf tauchte ein Hauptbelastungszeuge gar nicht erst auf, was dazu führte, dass der Richter die Staatsanwaltschaft rügte. Es gebe nun nur noch einen letzten Verschiebungstermin, nämlich den 3. März.

Der Prozess wird von zahlreichen Menschenrechtsorganisationen mit Sorge beobachtet, da es quasi der erste Test für ein neues Gesetz zur Kriminalisierung von Homosexualität ist. Es wurde im Jahr 2014 unter dem früheren Staatspräsidenten Goodluck Jonathan eingeführt, und sieht eine Höchststrafe von 14 Jahren für gleichgeschlechtliche Aktivitäten vor. Bislang wurde aber noch niemand nach diesem Gesetz verurteilt. Das Gesetz wurde aber in der Vergangenheit des öfteren für Erpressungen missbraucht: Die Opfer wurden aufgefordert, etwas zu bezahlen, anstatt angeklagt zu werden. Viele gaben darauf nach, da die Anklage und die Beweisführung schwierig ist.